Die Private-Equity-Branche heult auf: Das Handelsblatt zitiert heute mehrere Vertreter der Branche, die mit einer Insolvenzwelle drohen und davor warnen, bei Steinbrücks geplanter Besteuerung von Zinskosten würde für ausländische Finanzinvestoren „das ganze Modell kippen“. Dazu erklärt der finanzpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE., Axel Troost:
So viel Klarheit hört man selten aus der Branche, glänzte sie doch bislang mit einem Ausmaß an Intransparenz, so dass selbst Commerzbankchef Müller sich beklagte, man kenne von den „Heuschrecken“ meist nicht mehr als eine Postfachadresse. Endlich sprechen die Finanzinvestoren aus, wovon sie in Wahrheit leben: Sie kaufen heimische Firmen weitgehend auf Kreditbasis auf und stellen der deutschen Tochter die Zinslasten in Rechnung, die damit ihre Gewinne drückt. Die Zinsen, die an in einer Steueroase sitzende Muttergesellschaft gezahlt werden, werden am Sitz der Mutter zu niedrigsten Sätzen versteuert. Jüngstes Beispiel für die regelrechte Ausplünderung ist die Übernahme von Tank&Rast durch den Finanzinvestor Terra Firma.Die Hatz der „Alphajäger“ (Handelsblatt) nach immer höheren Renditen wird vor allem vom ständig wachsenden „Anlagedruck“ (Handelsblatt) der Pensionsfonds getrieben, die angesichts der Zinsflaute die sechs Prozent Mindestrendite verfehlen und in immer riskantere Anlageformen wie Hedgefonds, Private-Equity-Gesellschaften, Derivate, riskante Hochzinsanleihen etc. drängen.
Die Branche wird immer agressiver: Inzwischen sind auch Dax-Konzerne im Visier. „Übernahmen für bis zu 40 Mrd Euro sind theoretisch möglich … Firmenkäufer sammeln Rekordsummen“, liest man in der SZ. Schon warnt die Europäische Zentralbank vor einem Finanzcrash, wenn die unkontrollierte Ausbreitung der Hedge-Fonds anhält.
Die Heuschrecken werden mit den nun steigenden Zinsen ins Trudeln kommen. Davon unbeschadet muss die Politik regulierend eingreifen. Der Bundesfinanzminister wird mit der Zinsbesteuerung allerdings nur einen Teil des Weges schaffen. Nötig sind nationale und dann weltweite Regulierungen. Die Stichworte sind: Verbot von Leerverkäufen, Registrierungspflicht, Offenlegung der Kreditfinanzierungsquoten, Einführung von lock-up.Fristen, Börsenumsatzsteuer etc. Wir wären schon ein Stück weiter, wenn die Bundesregierung sich zu den von der US-amerikanischen Börsenaufsicht SEC geforderten schärferen Kontrollen durchringen könnte.