Zum Hauptinhalt springen

Dialog führen statt Schuld zuweisen

Pressemitteilung von Sevim Dagdelen,

„Die Schuldzuweisungen an Eltern mit Migrationshintergrund noch vor Gesprächsbeginn sind entlarvend und zeigen, dass die Kultusminister offensichtlich keinen Dialog führen, sondern ein Tribunal veranstalten wollen“, so Sevim Dagdelen zur heutigen Kultusministerkonferenz, zu der auch Migrantenverbände eingeladen sind. Die migrationspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE fährt fort:

„Die Aussagen des Vorsitzenden der Kultusministerkonferenz, Ludwig Spaenle, verdeutlichen, dass die Veranstaltung nicht zur Lösung der bestehenden Probleme beitragen, sondern Vorurteile gegenüber Migranten verfestigen soll. Mit konservativen Kampfbegriffen wie ‚Parallelgesellschaft’, der einseitig auf Muslime bezogen ist und instrumentalisiert wird, um restriktive Maßnahmen in der Zuwanderungs- und Integrationspolitik durchzusetzen, verzerrt er die Realität. Neuere Forschungen wie die Sinus-Studie belegen, dass die Lebenswirklichkeiten und Wahrnehmungen von Migranten weniger von ethnischen, kulturellen oder religiösen Selbstverortungen bestimmt sind, als vielmehr von der Zugehörigkeit zu verschiedenen sozialen Milieus.

Das deutsche Schulsystem ist erwiesenermaßen eines der sozial selektivsten Schulsysteme weltweit. Schon dies führt dazu, dass hier aufwachsende Kinder von Migranten, die überdurchschnittlich häufig aus sozial schwachen Familien kommen, von Beginn an benachteiligt sind und ausgegrenzt werden. Diskriminierungen von Kindern aufgrund ihrer Herkunft, etwa bei der unterschiedlichen Zuweisung an weiterführende Schulsysteme bei gleicher Leistung, kommen hinzu. Auch ein frühzeitiger Zugang zu Krippen und Kindergärten wurde und wird vielen eingewanderten Familien mangels entsprechender Angebote oder wegen zu hoher finanzieller Selbstbeteiligungen erschwert. Diese Tatsachen sind durch Studien, Untersuchungen und Forschungen längst bekannt. Wenn die Kultusminister ein ernsthaftes Interesse an der Bildung von Migrantenkindern haben, werden sie diese Rahmenbedingungen ändern müssen.“