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»Wir geben nicht auf«

Im Wortlaut von Herbert Behrens,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.


v.l.n.r. Erzieherin Bettina Lang, Herbert Behrens und der Vorsitzende des Trägervereins Bauernhofkindergarten Werner Mittendorf am Eselgehege auf dem Bauernhofkindergarten in Schwanewede-Aschwarden / Foto: Böhme

 

Von Herbert Behrens

 

Die einen striegeln den Esel, die anderen sammeln Wachteleier ein, füttern die Ziegen oder kuscheln mit den Kaninchen. Auf dem Bauernhofkindergarten im Schwaneweder, Ortsteil Aschwarden erleben Knirpse jeden Tag spannende Begegnungen mit Tieren. Davon konnte ich mich während meines Besuchs kurz vor den Sommerferien hautnah überzeugen.

Die Einrichtung ist eine von nur 15 Bauernhofkindergärten in Deutschland. Auf dem Hof leben Ziegen, Kaninchen, Hühner, Gänse, Schafe, ein Esel, Hund und Katze. Der Hund "Filou" beispielsweise wird gerade zum Therapiehund ausgebildet. Kinder lernen in Kontakt mit den Tieren Verantwortlichkeit, betont die Erzieherin Bettina Lang. Zudem bilde "das sinnvolle Tätigsein die Grundlage allen Lernens". Zwischen den Knirpsen und den Tieren bestünden enge Beziehungen. "Die Kinder verabschieden sich jeden Tag von den Tieren." So manch ruhiges Kind gebe im Kontakt mit den Tieren seine Zurückhaltung auf. Und so mancher Wildfang müsse lernen, sich zurückzunehmen. Ich konnte hautnah miterleben, wie das Konzept aufgeht: Die Kinder waren mit Feuereifer dabei und pflegten einen liebevollen Umgang mit den tierischen Mitbewohnern.

Trotz seiner Besonderheit kämpft der Kindergarten ums Überleben. Zahlungsengpässe wegen schleppend fließender Landesmittel und die mangelnde Akzeptanz seitens der regionalen Behörden machen der Einrichtung zu schaffen. So scheiterte jüngst die Aufnahme eines behinderten Kindes am Widerstand der Behörden. Dabei habe das Haus die fachliche Kompetenz für die integrative Arbeit, betont Bettina Lang. Derzeit sind nur 13 der möglichen 18 Plätze besetzt. Die zweite ausgebildete Kraft musste nach Angaben des Trägervereins aus Geldmangel entlassen werden. Doch das Kindergartenteam gibt sich kämpferisch. "Wir geben nicht auf!"

Ich sagte dem seit März 2007 bestehenden und seit November 2011 als Waldorfkindergarten anerkannten Haus meine Unterstützung zu. Der Kindergarten hat meiner Ansicht nach Modellprojektcharakter und ist eine Bereicherung für die Region. Es ist bedauerlich, dass seitens des Landkreises Osterholz und der Gemeinde Schwanewede das große Potenzial des Bauernhofkindergartens offenbar noch nicht erkannt wurde.

Nach meinem Besuch und der Berichterstattung darüber in der Lokalpresse regte sich endlich auch die Gemeinde. Zwar habe sich an der finanziellen Misere noch nichts geändert, erzählte mir kürzlich Bettina Lang. "Aber der Bürgermeister hat Kontakt zu uns aufgenommen. Und der Landkreis hat über die Betreuung Behinderter neu nachgedacht." Ich werde den Bauernhofkindergarten weiterhin unterstützen.

 

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