Zum Hauptinhalt springen

Was is(s)t gesund?

Kolumne von Kirsten Tackmann,

Von Kirsten Tackmann, Mitglied des Vorstandes und landwirtschaftspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

Am 15. Januar 2012 öffnen sich zum 75. Mal seit 1926 die Tore des Berliner Messegeländes am Kaiserdamm für die Grüne Woche, die heute aus gutem Grund Internationale Grüne Woche heißt. Partnerland ist in diesem Jahr übrigens Rumänien. Wer allerdings bei der Grünen Woche nur an Essen und Trinken denkt, tut dieser Messe Unrecht. Denn sie ist längst auch ein agrar- und verbraucherpolitisches Großereignis und ein Pflichttermin zum Jahresauftakt für Agrar- und Verbraucherpolitikerinnen und -politiker - ob in Parlamenten oder Regierungen.

Erst Recht in diesem Jahr, in dem die Diskussionen zur Agrarförderung nach 2014 in die Zielgerade einbiegen. Dabei geht es immerhin um die Verteilung eines immer noch großen Teils des EU-Haushaltes für einen lebenswichtigen Sektor, in dem die EU-weite Harmonisierung wie in keinem anderen politischen Verantwortungsbereich fortgeschritten ist. Es muss aus Sicht der LINKEN bei diesen Diskussionen um die Sicherung der flächendeckenden, aber auch nachhaltigen Landbewirtschaftung in Europa gehen, um die soziale und ökologische Verantwortung der europäischen Agrarwirtschaft in der Welt, um Natur-, Umwelt- und Klimaschutz und existenzsichernde Einkommen in der Landwirtschaft, aber auch um lebendige und zukunftsfähige Dörfer und kleine Städte, in denen auch Frauen eigene Lebensperspektiven entwickeln und verwirklichen können. Das sind ganz dicke Bretter, die gebohrt werden müssen. Es geht um nicht weniger als die Sicherung der Ernährungssouveränität und der Energieversorgung im postfossilen Zeitalter. Dazu gehört für DIE LINKE auch, dass weder Äcker und Wälder noch Nahrungsmittel in die Hände von Spekulanten gehören. 

Klar geht es auf der Grünen Woche auch um Lobbyarbeit für diesen Wirtschaftszweig. Über die Jahre hat sich die Grüne Woche deutlicher auf ein großstädtisches Publikum ausgerichtet als Agrarmessen in den Bundesländern wie die BraLa in Brandenburg. Die rund 400 000 Besucherinnen und Besucher beweisen das ungebrochen große Interesse an Themen. Die Bundestagsfraktion DIE LINKE ist seit 2007 mit einem eigenen Stand auf der Grünen Woche, weil uns die große Bedeutung einer nachhaltigen Agrar- und Verbraucherschutzpolitik für den sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft bewusst ist. Es gibt kaum eine bessere Gelegenheit mit Wählerinnen und Wählern ins Gespräch zu kommen, die an diesen Zukunftsthemen interessiert sind, als die Grüne Woche. Sie bietet uns auch die Möglichkeit, eine noch breitere Öffentlichkeit über unsere parlamentarischen Initiativen zu informieren, denn für DIE LINKE heißt soziale Gerechtigkeit nicht nur Verteilungsgerechtigkeit, gute Arbeit oder gute Renten, sondern auch bezahlbare, gesunde Lebensmittel und Energie, faire Erzeugerpreise, fairer Welthandel, Zugänge zu Verbraucherinneninformationen ohne soziale Ausgrenzung oder starke Verbraucherinnenrechte.

Waren die Schwerpunkthemen der ersten vier Messeauftritte vor allem agrarpolitisch geprägt - unter anderem Agrogentechnik, Milch, Wald -, ist 2012 die Verbraucherpolitik im Fokus des Messestandes der Bundestagsfraktion mit einem LINKEN Blick auf das Thema gesunde Ernährung: "Was is(s)t gesund". Dazu haben beispielsweise 28 Abgeordnete der Bundestagsfraktion ein politisches Rezeptbuch geschrieben, das neben Rezepten für verschiedene kulinarische Genüsse auch Anleitungen zu nachhaltiger Agrar- und Verbraucherschutzpolitik enthält, wie zum Beispiel "Frische Verbraucherqualität mit allerlei Lebensqualität", "Echt nachhaltige Tierhaltung für gute Erzeugnisse aus der Region", "Richtig gentechnikfreie Landwirtschaft mit viel Glaubwürdigkeit", "Zukunftsfeste Agrarpolitik mit sozialer und umweltgerechter Sättigungsbeilage" oder "Leckere Schulverpflegung für alle Kinder mit Spaß beim Mitkochen". Am Stand, der sich wieder in der Bio-Halle befinden wird, gibt es dazu wie jedes Jahr Gelegenheit zu Gesprächen mit Abgeordneten und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bundesfraktion und verschiedener Landtagsfraktionen der LINKEN zu allen Themen, die interessieren.