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Von Nordwestmecklenburg lernen – eine Erfahrungsreise

Kolumne von Katja Kipping,


 

Von Katja Kipping, Mitglied der Vorstandes der Bundestagsfraktion und Vorsitzende der Partei DIE LINKE

 

Vor kurzem erhielten Bernd Riexinger und ich den offenen Brief einer Basisorganisation in Nordwestmecklenburg. Eine sehr herzliche Gratulation zu unserer Wahl als Parteivorsitzende. Und eine unverhohlene Kritik. „Wer ist DIE LINKE?“, fragen die Genossinnen und Genossen. „Solltet Ihr sagen: Wir sind die wichtigsten LINKEN, dann sagen wir: Ihr irrt! Wir vor Ort sind die wichtigsten LINKEN. Jedenfalls genauso wichtig wie Ihr im Bund. Wir sind rund zwei Dutzend linke engagierte Bürger des Kreises Nordwestmecklenburg. Wir bewohnen ein Gebiet an der Stadtgrenze zu Lübeck. Wir sind Menschen aus Ost und West. Wir haben in einem langen Prozess zueinander gefunden und arbeiten gut zusammen. Wir standen auch bei Wind und Regen an unseren Infoständen, sammelten Unterschriften für die Einführung eines Mindestlohns, für die Erhaltung des Schweriner Theaters, für kostenlosen Schülertransport, gegen Hartz IV und gegen den Einsatz deutscher Soldaten im Ausland.“ Am Schluss des Briefes wurden wir eingeladen, die Basisorganisation zu besuchen und mit ihr zu diskutieren.

Der Brief hat mich beeindruckt. Natürlich weiß ich, dass die Basis das Fundament unserer Partei ist. Und dass wir auf unsere Basis bauen können. Ich kenne etliche Genossinnen und Genossen in meinem Landesverband Sachsen, in meinem Wahlkreis Dresden. Auch wir haben schon vieles gemeinsam gemacht. Für die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns gekämpft, gegen die Naziaufmärsche in Dresden demonstriert, an Antikriegskundgebungen teilgenommen.

Es liegt in der Natur der Sache, dass sich Bundestagsabgeordnete besonders gut in ihrem Wahlkreis auskennen. Und natürlich komme ich auch sonst viel im Lande herum. Dennoch: Das beschriebene Beispiel praktizierter, gelungener Ost-West-Zusammenarbeit war mir bisher nicht bekannt. Das soll sich ändern.

Mein Co-Parteivorsitzender Bernd Riexinger und ich haben ein 120-Tage-Programm aufgelegt. Ein wichtiger Bestandteil ist unsere Sommertour. Bernd ist jetzt bereits die zweite Woche unterwegs, am 10. August wird er in Hannover den Tourstaffelstab an mich übergeben. Dann werde ich knapp vierzehn Tage auf Reisen gehen. Viele Termine warten auf mich. Zum Beispiel ein politischer Sonntagsbrunch in Thüringen, das Gespräch über die Situation finanzschwacher Kommunen mit einer Bürgermeisterin in Brandenburg, ein Klinikbesuch in der Uckermark, Aktionen zum Thema Mindestlohn, ein Spaziergang am Erkundungsbergwerk Gorleben oder der Besuch von sozialen Projekten in Berlin. Ich werde mich mit Landesvorständen ebenso treffen wie mit Bürgerinnen und Bürgern. Und natürlich will ich ganz vielen Genossinnen und Genossen an der Basis begegnen. In der BO in Nordwestmecklenburg werde ich am 17. August sein. Ihr Vorsitzender hat gerade noch einen Brief geschrieben. "Katja Kipping kommt zu unserer BO, unser offener Brief traf auf offene Ohren“, heißt es darin. Ich freue mich sehr auf eine spannende Tour.