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Eine Frau hält sich mit von Schmerz gezeichnetem Gesichtsausdruck die Fingerspitzen an die Schläfen. | Foto: © istock.com/MaridavFoto: istock.com/Maridav

Verschreibungen von Schmerzmitteln und Psychopharmaka nehmen deutlich zu

Nachricht von Sabine Zimmermann,

Verschreibungen von Schmerzmitteln und Psychopharmaka haben im Zeitraum 2010 bis 2019 deutlich und kontinuierlich zugenommen. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage von Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, hervor. Die Daten beruhen auf dem Arzneiverordnungsreport.

Wurden 2010 noch 389 Millionen Tagesdosen von Schmerzmitteln aus der Gruppe der Opioide verschrieben, waren es 2019 439 Millionen. Bei den übrigen Schmerzmitteln stieg die Zahl der Tagesdosen von 193 Millionen auf 263 Millionen. Auch bei den verschriebenen Psychopharmaka geht der Trend nach oben: Während 2010 noch 1,174 Milliarden Tagesdosen an Antidepressiva verordnet wurden, waren es 2019 1,609 Milliarden. Bei den Neuroleptika – Medikamenten mit beruhigender und antipsychotischer Wirkung – nahmen die Verschreibungen zu von 303 Millionen auf 360 Millionen Tagesdosen. Kein Trend nach oben zeigt sich hingegen bei den Beruhigungs- und Anregungsmitteln, bei denen sich die Verschreibungen jeweils zudem auf deutlich niedrigerem Niveau bewegen. In der Gruppe der Beruhigungsmittel ist ein Rückgang festzustellen, bei den Anregungsmitteln eher eine Stagnation.

Sabine Zimmermann: „Während es erfreulich ist, dass psychische Erkrankungen und chronische Schmerzen häufiger erkannt und adäquat behandelt werden, ist die stetige Zunahme bei der Verordnung verschreibungspflichtiger Schmerzmittel und Psychopharmaka doch auch ein Alarmsignal. Denn soweit sich dahinter eine reale Zunahme von Beschwerden verbirgt, muss besonderes Augenmerk auf Belastungen im Arbeitsleben gelegt werden. Viele Menschen klagen über belastende Arbeitsbedingungen wie Personalengpässe, zu große Arbeitslast, häufige Arbeitsunterbrechungen, schwer planbare Arbeitszeiten, Arbeiten in der Freizeit, Überstunden und Konflikte mit Vorgesetzten oder Kollegen. All diese Probleme können psychische Belastungen mit sich bringen, während Schmerzen nicht selten auf körperliche Überbelastung am Arbeitsplatz zurückgehen.

Es kann keine nachhaltige Lösung sein, nur die Symptome zu behandeln und nicht an die gesellschaftlichen Ursachen der Probleme zu gehen. Aus gutem Grund ist das Thema Prävention in aller Munde. Doch in der Praxis bedeutet das oft, dass Arbeitnehmer mit dem Appell abgespeist werden, ihr Verhalten zu ändern und gesünder zu leben. Krank machende Arbeitsverhältnisse bleiben hingegen viel zu oft unverändert. Wirksame Prävention setzt zuerst bei den Arbeitsbedingungen und der Arbeitsorganisation an. Mancher psychischen Belastung und mancher schmerzhaften Muskel- und Skeletterkrankung ließe sich so vorbeugen. Der Gesetzgeber ist in der Pflicht, den Arbeitsschutz zu stärken und die betriebliche Verhältnisprävention effektiver durchzusetzen.“