Der Verleih von pädagogischen Fachkräften wie Kindergärtner/-innen, Sozialpädagogen/-innen und Sozialarbeiter/-innen durch Leiharbeitsunternehmen an Kindergärten und Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe hat sich in den vergangenen Jahren zu einem wachsenden Geschäftsfeld entwickelt.
Waren im Jahr 2009 bundesweit 5.664 Sozialarbeiter/-innen, Sozialpädagogen/-innen, Kindergärtner/-innen und Kinderpfleger/-innen bei Leiharbeitsunternehmen angestellt, sind es im Jahr 2011 schon 7.338 gewesen, eine Zunahme um 30 Prozent. Dass geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine schriftliche Frage der linken Bundestagsabgeordneten Sabine Zimmermann zum Einsatz von pädagogischen Fachkräften als Leiharbeitnehmerinnen und Leiharbeitnehmer in Einrichtungen der Kindertagesbetreuung hervor.
Mittlerweile gibt es spezialisierte Anbieter für den Verleih von pädagogischen Fachkräften und viele Leiharbeitsunternehmen entdecken diesen Geschäftsbereich für sich neu.
Lohndumping durch Leiharbeit
"Kaum eine Berufsgruppe bleibt mittlerweile von der Leiharbeit verschont. Selbst gefragte pädagogische Fachkräfte, wie Erzieherinnen und Erzieher, müssen sich als Leiharbeitskräfte verdingen und sich in vielen Fällen dem Lohndumping der Branche aussetzen. Die Gier nach Profit der Leiharbeitsbranche scheint vor keinem Berufsfeld Halt zu machen, noch nicht einmal vor dem hochsensiblen Bereich der Kindererziehung", sagt die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Sabine Zimmermann.
Erziehung sei in erster Linie Vertrauenssache. Weil Erzieherinnen und Erzieher Bezugspersonen sind, dürften sie nicht beliebig beziehungsweise in kurzen Abständen ausgetauscht werden. Genau das sei beim kurzfristigen Einsatz von Leiharbeitskräften der Fall. "Für Kinder sind stabile Beziehungen unabdingbar für die psychosoziale Entwicklung", stellt Sabine Zimmermann fest. "Sie haben spezielle individuelle Bedürfnisse, die die Betreuerinnen und Betreuer kennen müssen. Auch die Eltern setzen Vertrauen in eine Erziehungseinrichtung und die dort tätigen pädagogischen Fachkräfte. Wie sich dies mit dem Einsatz von Leiharbeitskräften vereinbaren soll, ist mir unbegreiflich."
50 Prozent unter Tarif
Sabine Zimmermann kritisiert, dass pädagogische Fachkräfte, gemessen an ihrer hohen Qualifikation und Verantwortung, schon derzeit in einem regulären Arbeitsverhältnis nicht angemessen entlohnt werdem. Sie seien zudem oft nur in Teilzeit beschäftigt. "Sie jetzt auch noch als Leiharbeitskräfte zu beschäftigen, schlägt dem Fass den Boden aus", so Sabine Zimmermann. Gegenüber der Saarbrücker Zeitung nannte Sabine Zimmermann Fälle in Sachsen. Dort mussten qualifizierte Erzieherinnen als Leiharbeiter in einer städtischen Kita mit lediglich 1000 Euro brutto im Monat auskommen. Der Lohn lag damit rund 50 Prozent unter Tarif.
"Pädagogische Fachkräfte dürfen nicht als billige Arbeitskräfte zur Profitmaximierung von Leiharbeitsunternehmen her halten, ebenso wenig wie alle anderen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer", fordert die arbeitsmarktpolitische Sprecherin. "Insbesondere im erzieherischen Bereich klagen die Arbeitgeber über einen Fachkräftemangel. Doch gute Fachkräfte bekommt man nur und bindet sie an sich, wenn man gute Arbeitsbedingungen bietet. Grundsätzlich fordert DIE LINKE die Abschaffung der systematischen Niedriglohnbeschäftigung in Form der Leiharbeit. Die Unternehmen müssen verpflichtet werden, die Leiharbeitskräfte zu den gleichen Bedingungen wie die Stammbeschäftigten zu übernehmen."