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Süchte: Aufklärung und Vorbeugung statt Kriminalisierung

Im Wortlaut von Frank Tempel,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Frank Tempel diskutiert im Jugendklub »Spektrum« in Greiz mit jungen Bürgerinnen und Bürgern über Drogen- und Suchtpolitik.

Starker Regen erschwerte den zweiten Tag meiner 14-tägigen Wahlkreistour. Er ließ unseren Plan, in Hohenlöben die Wahlkreiszeitung zu verteilen, buchstäblich ins Wasser fallen. Um 13:00 Uhr besuchte ich dann in Greiz zusammen mit meinem Wahlkreismitarbeiter Christian Wächter das Cafe „Okay“ der Diakonie. Das Cafe leistet einen wichtigen Beitrag zur Hilfe für jung und alt. Neben einer warmen Mahlzeit werden MitbürgerInnen und Mitbürgern mit Migrationshintergrund Sprachkurse angeboten. Dies ist vor allem für Mütter interessant, denn das Cafe „Okay“ bietet ihnen an, während der Weiterbildungszeit ihre Kinder zu betreuen.

Doch das Cafe steckt in einer finanziell schwierigen Situation. Die Finanzierung besteht zum größten Teil aus Spenden, lediglich die Betriebskosten werden durch die Stadt Greiz übernommen.
Deshalb kam mir während des Gesprächs die Idee einer Unterstützung der Sprachkurse durch eine Sprachkurs-Patenschaft, welche ich in Zukunft übernehmen werde. Die Situation der Asylsuchenden in Greiz ist generell äußerst schwierig. So sind beispielsweise nötige Ämtergänge häufig mit Angst verbunden. Bisherige negative Erfahrungen in den Herkunftsländern verstärken diese Ängste. Hier hat und kann das Cafe „Okay“ sich auf die Hilfe von mir und meinen Mitarbeiten verlassen. So begleitete mein Wahlkreismitarbeiter Christian Wächter in der Vergangenheit Personen bei nötigen Gängen auf die Ämter.

Am Abend ging es weiter zu einer von meinem Büro organisierten Veranstaltung im Jugendklub Ortsteil Pößnick in Greiz zum Thema „Alltag - Sucht - Recht: Über den Umgang mit Süchten in der BRD“. Zusammen mit Bärbel Sonder - Beratungsstellenleiterin von der Suchtberatungsstelle „Carolinfeld e. V.“ der Diakonie in Greiz - stellte ich mich dabei auch den Fragen der interessierten Jugendlichen, aber auch anwesenden Bürgerinnen und Bürgern aus Greiz.

Als sucht- und drogenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion ging es dabei keinesfalls um eine Kriminalisierung von Drogenkonsum. Zwar muss das Suchtpotenzial jeglicher Drogen klar benannt werden. Hierbei darf aber nicht mit doppelten Standards agiert werden. Sogenannte akzeptierte Drogen wie Alkohol und Tabak müssen ebenfalls in ihrer möglichen Gefährlichkeit benannt werden. Andererseits muss es endlich zu einer Entkriminalisierung von Cannabis, einer sogenannten weichen Droge, kommen.

Darüber hinaus richtet sich mein Blickfeld auch auf die nichtstofflichen Süchte, welche in unserer Gesellschaft leider kaum Beachtung finden. Beispielsweise ist die Spielsucht in ihrer Gefährlichkeit ernst zu nehmen, genau so wie die Kaufsucht oder auch Essstörungen. Ein Kriterium, um eine Sucht festzustellen, ist der Zwang, etwas tun zu müssen, unter Verlust der eigenen Kontrolle. In allen Fällen von stofflichen und nichtstofflichen Süchten spielen Aufklärung und Prävention eine wichtig Rolle. Dieser Bereich der Drogenpolitik muss meiner Meinung nach wesentlich besser ausgebaut und durch den Staat finanziell unterstützt werden.

Von Frank Tempel

linksfraktion.de, 4. August 2010

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