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Seen und Schlösser, Heilige und Philosophen

Im Wortlaut von Caren Lay,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Caren Lay (2.v.l.) und Ilja Seifert (vorn) auf Entdeckungstour im Lausitzer Seenland

 

Von Caren Lay

 

Wir starteten den Tag im Projektbüro Lausitzer Seenland in Hoyerswerda. Die nächste Station war der Geierswalder See, zu der uns ein Vertreter vom Förderverein Wasserwelt Geierswalde sowie ansässige Unternehmer begleiteten. Außerdem freuten wir uns, dass auch der Vertreter im Tourismusausschuss, MdB Ilja Seifert und sein Team, mit Interesse dabei war.

Das Lausitzer Seenland ist eine im Entstehen begriffene Landschaft, die durch die Flutung der ehemaligen Braunkohletagebaugebiete der Lausitz entwickelt wird. Bereits vor zwei Jahren habe ich meine Sommertour speziell durch das Lausitzer Seenland gemacht und wollte mich über die Fortschritte informieren und erfahren, wie die Probleme von damals heute gelöst werden. Eines der großen Schwierigkeiten für die Entwicklung bestand darin, dass mitten durch das Seenland die Landesgrenze von Sachsen und Brandenburg verläuft - mit allen Hürden und Konsequenzen der unterschiedlichen Gesetze und Zuständigkeiten. Umso überraschter war ich, als ich feststellen musste, dass das Projektbüro bereits im Herbst diesen Jahres geschlossen werden soll, zumal sich im weiteren Verlauf des Tages herausstellte, dass die grundlegenden Probleme noch lange nicht gelöst sind. Vor zwei Jahren stritt man noch über die Farbe der Beschilderung der Radwege, heute geht es um die zulässige Höchstgeschwindigkeit der Schifffahrt. So darf auf dem selben See unter sächsischen Hoheit bis zu 30km/h gebrettert werden, während am Brandenburger Ufer eine beschauliche Geschwindigkeit von 12km/h festgelegt wird. Entscheidende Fehler wurden vor allem in der Anfangsphase des Lausitzer Seenlandes gemacht - viele der Bebauungspläne sahen Investitionen für Hotels und Gastronomie vor, und die natürlich gewachsenen Ufer wurden zum Naturschutzgebiet erklärt. Aufgrund der Gefahren durch den Bergbau sind nun viele der "gekippten" Flächen nicht mehr zu Bebauung zugelassen. Im Ergebnis fehlen Hotels, Gaststätten und sonstige Übernachtungsmöglichkeiten. Den Tausch dieser Flächen voranzubringen ist eine der dringenden Aufgaben, neben der Verkehrsanbindung auf Straße und Schiene. Auch in den letzten beiden Jahren hat sich das Grundproblem auf der sächsischen Seite nicht gelöst: Weder der Ministerpräsident noch der Wirtschaftsminister bringen die Entwicklung des Lausitzer Seenlandes mit dem Engagement, den finanziellen Mitteln und dem Herzblut voran, das nötig wäre.

Am Nachmittag besuchten wir Panschwitz-Kuckau. Das Zisterzienserinnenkloster St. Marienstern weist eine über 600jährige Tradition vor und hat auch heute noch eine besondere Anziehungskraft für die Region. Die Behindertenwerkstatt und die Förderschule gehören zu den größten Arbeitgeberinnen im Umkreis. Das Kloster liegt an der Via sacra, einer neuen touristischen Route, die im Dreiländereck auf alten Handels- und Pilgerwegen zu außergewöhnlichen sakralen Bauwerken führt. Besonders in Erinnerung blieb folgende Geschichte: Der Brückenheilige Böhmens, Johannes Nepomuk, wird in einer modernen Interpretation zum Sinnbild für das Zusammenwachsen im Raum Tschechien - Polen - Deutschland. Das unterstreicht die Forderung nach Öffnung der EU-Förderung für trinationale Projekte.

Bei diesen und beim folgenden Besuch des Ortes Rammenau begleitete uns MdB Katrin Werner. Rammenau wurde erst kürzlich als schönster Ort Sachsens gekürt - auch für den bundesweiten Wettbewerb 2013 wünschen wir alles Gute.

Am bekanntesten ist sicherlich das Barockschloss Rammenau mit seinen zahlreichen Exponaten, den beeindruckenden Gartenanlagen sowie der prächtigen Architektur. Auch der Hang des mitteleuropäischen Adels zum Prunk und deren Faszination für Luxusgüter aus fernen Ländern, die eine der Antriebsfedern für die Eroberung und Unterwerfung ganzer Kontinente war, bilden sich hier ab. Für politische Diskussionen sorgte in der Vergangenheit auch die Idee der Erhebung von Eintrittsgelder für die öffentlich zugänglichen Parkanlagen.
Genauso heiß diskutiert ist das Verhältnis zum berühmtesten Sohn der Stadt: Johann Gottlieb Fichte, der in diesem Jahr seinen 250. Geburtstag feiert. Er wurde von vielen als idealistischer Philosoph geschätzt, steht jedoch wegen nationalistischer und antijüdischer Äußerungen in Kritik. Das geplante Fichtemuseum sollte diese Ambivalenz zum Ausdruck bringen.

 

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