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Schneekanonen und Event-Kommerz bedrohen das Oberland

Im Wortlaut von Eva Bulling-Schröter,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Eva Bulling-Schröter (r.) mit Axel Doering vom Bund Naturschutz und Michaele Siebe aus dem Wahlkreisbüro von Harald Weinberg

Am 12. Juli 2010 traf ich mich in Garmisch-Partenkirchen mit den Initiatoren des Nolympia-Bündnisses, um mir als bayerische Abgeordnete vor Ort ein Bild über die Situation der Bewerbung zu machen. Mit dabei waren u.a. der Landesvorsitzende der Grünen, Dieter Janecek, der Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann, der Kreisvorsitzende des Bundes Naturschutz Axel Doering sowie Dr. Wolfgang Zängl und Sylvia Hamberger von der Gesellschaft für ökologische Forschung.

Wir waren uns darüber einig, als Bündnis alles in unserer Macht stehende beizutragen, Garmisch und das Oberland vor Olympia 2018 und seinen schädlichen Folgen zu bewahren.
Es wurde betont, dass es sich hierbei nicht um ein Bündnis gegen den Sport handelt, vielmehr solle die kommerzielle und kulturelle Ausbeutung der Menschen vor Ort sowie die Verschandelung einer der ältesten und schönsten noch erhaltenen Naturlandschaften in Deutschland verhindert werden.

Bei einer anschließenden Führung durch das geplante Olympiagebiet berichtete Axel Doering über die ökologischen Schäden, die bereits jetzt angerichtet wurden. Wir haben erfahren, wie Schneekanonen funktionieren und wie schädlich sie durch immensen Platz- und Wasserverbrauch wirken. Durch Planungsfehler und unsinnige Streckenführung sind Erdrutsche und andere Probleme entstanden, die durch umfangreiche Baumaßnahmen erst wieder befestigt werden mussten. Garmisch-Partenkirchen hat so bereits große Gebiete für den Sommertourismus verloren.

Bei einer Informationsveranstaltung am Abend im Garmisch berichtete ich über diese lehrreiche Besichtigung. Klaus Weber, für DIE LINKE Bezirksrat in Oberbayern, referierte über die Politik des IOC und die Konsequenzen, die eine Teilnahme an den Olympischen Spielen in ökonomischer, sozialer und ökologischer Hinsicht für Garmisch-Partenkirchen und das Oberland bedeuten. Daran anschließend ergab sich eine rege Diskussion unter den anwesenden Gästen über den schädlichen Event-Kommerz des IOC: Für einige wenige bedeutet er viel Geld, für die Mehrheit der Menschen vor Ort jedoch Schulden, einen hohen Verlust an Lebensqualität und soziale Einschnitte.

Auch über die Ausbeutung und Zerstörung von vielen Spitzensportlern, »die es nicht schaffen«, wurde diskutiert. Dem gegenüber stehe eine systematische Zerstörung des Breitensports, beispielsweise durch Kürzungen beim Sportunterricht und bei Sportvereine. Es wurde auch darüber diskutiert, das staatliche Flächen, die allen Bürgern gehören, einfach „verramscht“ und zerstört werden können, ohne dass die Bürger vorher gefragt würden - wie beispielsweise das für Olympia völlig ungeeignete 800 m hoch gelegene Gestüt Schwaiganger in Südhanglage.

Von Eva Bulling-Schroter

linksfraktion.de, 13. Juli 2010

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