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Ohne Verfassungsschutz wärt ihr nur zu dritt!

Im Wortlaut von Stefan Liebich,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Stefan Liebich (2.v.r.) mit GenossInnen auf dem Schweriner Marktplatz


Von Stefan Liebich


Am 17. Juni, ich hatte einen freien Tag, war ich unterwegs zur Arbeitsstelle meiner Frau Kerstin in Schwerin. Sie ist dort seit einigen Wochen Landesgeschäftsführerin der Volkssolidarität Mecklenburg-Vorpommern. Schon auf dem Weg dorthin überholte ich mit meinem kleinen Smart auf der Autobahn einen LKW mit seltsamer Gestaltung. "Wir wollen nicht der Zahlmeister Europas sein!", war da zu lesen. Und "NPD. Unterwegs für deutsche Interessen." Als ich in Schwerin eine kurze Sonnenphase auf der Terrasse eines Cafés nutzen wollte, erreichte mich eine SMS von Kerstin: Die NPD demonstriert auf dem Marktplatz, unsere Partei braucht Unterstützung. Da ihr Wunsch mir meist Befehl ist und ich auch nicht mehr ruhigen Gewissens den Eiskaffee genießen konnte, stiefelte ich los. Ich konnte den Ort des Geschehens nicht verfehlen, schon aus der Ferne war ohrenbetäubendes Trillern aus hunderten Trillerpfeifen zu hören.

  Eine traurige Handvoll NPD-Parlamentarier und -Mitarbeiter sah sich hunderten Bürgerinnen und Bürgern aus Schwerin gegenüber. Fahnen der Antifa, von SPD, DIE LINKE und Bündnis 90/Die Grünen waren zu sehen. Was man von den Reden von Udo Pastörs - hier im Norden gern auch liebevoll "Klappspaten" genannt - trotzdem verstand, hatte mit "Abzocke", "Volksgenossen" und "Eurokratie" zu tun. Schließlich griff er unseren mitdemonstrierenden Fraktionsvorsitzenden im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns Helmut Holter auch noch persönlich an und meinte, dass dieser das Land, wie schon zuvor mit der SED die DDR, zugrunde richten wolle. Zum Glück interessierte sich für seinen Beitrag kaum jemand. Lustiger waren die Sprechchöre.   Am besten gefiel mir, trotz des ernsten Hintergrunds: "Ohne Verfassungsschutz wärt ihr nur zu dritt!" Nach drei Stunden war der Spuk dann endlich vorbei, der LKW verschwand und ich konnte mich nach dieser unfreiwilligen aber sinnvollen Unterbrechung meines freien Tages wieder dem Müßiggang widmen. 

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