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Nicht mit schlechter Politik abfinden

Im Wortlaut von Harald Petzold,


Wustermark im Havelland: Harald Petzold im Wahlkampf


Harald Petzold, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag. Während der nächsten vier Jahre werden Sie in der Fraktion DIE LINKE die Interessen der Menschen vertreten. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?

Harald Petzold: Vielen Dank für die Glückwünsche. Und vielen Dank an unsere Wählerinnen und Wähler für das Vertrauen. Ich möchte dieses Vertrauen insbesondere dadurch rechtfertigen, dass ich Menschen ermutige, sich wieder selbst einzumischen. Mir ist es wichtig, sich nicht mit den Dingen einfach abzufinden. Verständliche Unzufriedenheit soll nicht nur am Abendbrot- oder Stammtisch Thema sein, sondern dazu motivieren, sich gegen schlechte Politik zur Wehr zu setzen. Dafür möchte ich Menschen ein Verbündeter sein.

Welche konkreten Vorhaben wollen Sie in die politische Arbeit einbringen?

Ich setze mich seit Jahren für die vollständige rechtliche Gleichstellung aller Lebensweisen ein. Dies wird selbstverständlich in den kommenden Jahren einer meiner Schwerpunkte sein. Darüber hinaus möchte ich meine Erfahrungen auf dem Gebiet der Energiepolitik und der sozial-ökologischen Umgestaltung der Gesellschaft in die politische Arbeit einbringen.

Auf welche persönlichen Erfahrungen können Sie dabei zurückgreifen?

Ich habe in den letzten Jahren im Wirtschafts- und Europaministerium in Brandenburg gearbeitet und dort die spannende Auseinandersetzung um die Energiewende miterlebt. In deren Ergebnis hat sich Brandenburg für den Vorrang der Erneuerbaren Energien und Anstrengungen für ihre Systemintegration entschieden. Inzwischen ist unser Bundesland im Ausbau der Erneuerbaren führend in der Bundesrepublik und dafür dreimal hintereinander mit dem Leitstern ausgezeichnet worden. Darüber hinaus ist die LINKE Handschrift am Vorrang von Energieeinsparung und Energieeffizienz erkennbar, an der Gestaltung regionaler Energiekonzepte, an der Schwerpunktsetzung für Akzeptanz und Beteiligung der Betroffenen und am Paradigmenwechsel in Sachen Braunkohle – weg vom "normalen" Energiemix-Baustein hin zur "Brückentechnologie", um den Übergangszeitraum bis zur vollständigen und sicheren Stromversorgung rein aus Erneuerbaren für alle bezahlbar und unter Erhalt und Ausbau von Wertschöpfung in der Region gestalten zu können.

Darüber hinaus arbeite ich seit Jahren ehrenamtlich in queeren Selbsthilfegruppen sowie der Aids-Hilfe Potsdam mit. Die Erfahrungen aus dieser Arbeit möchte ich in die Arbeit für die rechtliche Gleichstellung aller Lebensweisen einbringen.

Eigentlich sind Sie ja Lehrer. Was hat Sie in die Politik getrieben? Fehlen Ihnen die jungen Menschen nicht, hier bei den älteren Semestern im Bundestag?

Ich will versuchen, die "Entzugserscheinungen" durch intensiven Kontakt, das Einrichten einer Mitmach-Werkstatt und regelmäßiges Einladen junger Leute in den Bundestag so gering wie möglich zu halten. Die Ermutigung junger Menschen, sich einzumischen wird jedenfalls unbedingt zu meinen Schwerpunkten dazugehören.

Politik ist in der Regel ein langwieriges Geschäft. Dennoch: Welche drei Dinge möchten Sie heute in vier Jahren erledigt sehen?

Oh, nur drei Dinge? Das ist mir eigentlich zu wenig. Ich möchte, dass die Errungenschaft von Rot-Rot in Brandenburg "Wahlalter 16" auch auf Bundesebene Thema ist. "Wahlalter 16" sollte mindestens so stark und unwiderstehlich in der Diskussion sein, dass es in der nächsten Wahlperiode auf jeden Fall kommt. Dasselbe gilt für mehr direkte Demokratie. Dann sollte der flächendeckende gesetzliche Mindestlohn ebenso Realität sein, wie die Rentenangleichung Ost-West. Und schließlich möchte ich, dass die bessere Verkehrsanbindung meiner Region – Stichwort B96 – im Interesse der Bürgerinnen und Bürger endlich in Gang kommt.

linksfraktion.de, 10. Oktober 2013

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