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Nach dem Tropensturm Haiyan: Schnelle und langfristige Hilfe nötig

Im Wortlaut von Niema Movassat,

Eine Krankenschwester hält am 14. November 2013 in der vom Taifun Haiyan zerstörten philippinischen Stadt Tacloban ein sieben Tage altes Baby. Foto: picture alliance/dpa

 

Von Niema Movassat

Rund 12 Millionen Menschen in der Region rund um die Philippinen sind von den Auswirkungen des Tropensturms Haiyan betroffen. Wenn auch das Wetter sich derzeit bessert und die Hilfslieferungen nach und nach auch entlegenere Regionen des riesigen betroffenen Gebietes erreichen, bleibt die Lage der Menschen verzweifelt. Wir alle haben die dramatischen Bilder auf Wänden und Containern gesehen, auf denen stand „helft uns“, „wir brauchen Essen“, „Hilfe“. Das Ausmaß der Zerstörung, die der Sturm mit Rekordgeschwindigkeiten bis zu 300 Stundenkilometer angerichtet hat, ist apokalyptisch. Bereits 5000 Tote sind zu beklagen, es herrscht akute Seuchengefahr.

Nach anfänglichem Zögern hat die deutsche Bundesregierung jetzt 4,5 Millionen Euro Soforthilfe zugesagt, sollte diese aber angesichts der dramatischen Situation weiter aufstocken. Im Augenblick ist die Frage, was man für die Menschen vor Ort tun kann, sehr einfach zu beantworten: Sie brauchen Essen, Medikamente, Wasser, Strom, ein Dach über dem Kopf. Deutschland muss seine Fähigkeiten, sich an internationalen, zivilen Hilfseinsätzen im großen Stil zu beteiligen, massiv ausbauen. Humanitäre zivile Auslandseinsätze helfen den Menschen nämlich tatsächlich- im Gegensatz etwa zum Afghanistaneinsatz der Bundeswehr.

Wer jedoch langfristig den Schutz der Menschen, die am meisten von Naturkatastrophen bedroht sind, verbessern möchte, steht vor einer gewaltigen politischen Herausforderung. Es ist die absolute Armut, in der die Bevölkerungsmehrheiten in den Ländern des Globalen Südens immer noch leben müssen, die es den Menschen unmöglich macht, sich vor einer Sturm oder einer Überschwemmung in Sicherheit zu bringen und das anschließende Chaos professionell zu managen. Und es ist ein dramatischer Zynismus der Geschichte, dass weltweit ausgerechnet die Regionen am schwersten von den Folgen des Klimawandels betroffen sind und sein werden, die am wenigsten zur Erderwärmung beigetragen haben.

Deshalb ist es eine historische Pflicht der westlichen Industriestaaten, heute und in Zukunft angemessene Kompensationszahlungen zur Bewältigung der Folgen und für das Ergreifen von Vorsorgemaßnahmen zu leisten. Die Bundesregierung ist aber weder bereit, darüber überhaupt zu sprechen, noch endlich eine wirksame Klimaschutzpolitik zu betreiben. Solange Deutschland und der gesamte Westen nicht zu einer grundlegenden Veränderung seiner Politik bereit sind, werden sich solche Katastrophen und das unendliche menschliche Leid wiederholen.
 
Nur wer sich für ein gerechtes und solidarisches Weltwirtschaftssystem und eine Umverteilung des weltweiten Wohlstandes - auch was den Ressourcenverbrauch angeht - einsetzt, leistet  einen Beitrag für langfristig die Verbesserung des Katastrophenschutzes auch der armen Regionen dieser Welt. Damit sich Katastrophen wie nach dem Tropensturms Haiyan nicht wiederholen.