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»Lothar Bisky war für mich ein Mentor«

Im Wortlaut von Lukrezia Jochimsen,

 

Von Luc Jochimsen

 

Ich kannte Lothar Bisky lange bevor wir uns persönlich trafen - von den Fernsehbildern von der großen Kundgebung am 4. November 1989 auf dem Alexanderplatz. Unvergesslich: der jungenhaft aussehende Filmhochschulrektor und seine Worte zu Freiheit und Demokratie.

Wir trafen uns dann in Frankfurt am Main in meinem Chefredaktionsbüro im Hessischen Rundfunk. Er war Rundfunkrat-Mitglied beim damaligen ORB. Auch dieses Gespräch unvergesslich: Was könnte, was müsste das öffentlich-rechtliche System leisten, um Information über Ost/West und West/Ost in unserem neuen, vereinten Land zu verbreiten. Nicht Klischees, nicht Vorurteile, nicht Ressentiments. Von da an blieben wir "in Gedanken zusammen".

Lothar Bisky war für mich ein Mentor, ein ganz und gar unabhängiger Mann – links der Gesellschaft.

Viermal hat der Bundestag 2005 ihn nicht zum Vizepräsidenten gewählt – ohne Angabe von Gründen. Einfach für "unzählbar" erklärt - diesen Autoren, Wissenschaftler, Politiker. "Mir macht das nichts aus", sagte er. Aber das konnte nicht stimmen. Für mich als gerade gewählte Abgeordnete war das der Moment eines bewusst vollzogenen Seitenwechsels. Im Ausschuss für Kultur und Medien haben wir dann vier Jahre nebeneinander gesessen und gearbeitet. Immer war Lothar Bisky da, immer hatte er einen Rat, einen wissenschaftlichen Hinweis. Mein Mentor.

"Welch ein versessenes Leben", sagte er zum Schluss, bevor er europäischer Weltbürger wurde. So viele Reisen. Noch viel mehr hätte ich ihm von Herzen gewünscht.

linksfraktion.de, 15. August 2013