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Land unter mit Merkel

Im Wortlaut von Lorenz Gösta Beutin, neues deutschland,

Kolumne in neues deutschland von Lorenz Gösta Beutin, Sprecher für Energie- und Klimapolitik der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag


Zu Wochenbeginn sorgte eine neue Klimawandelstudie für kurzes Atemstocken. Viel stärker als bisher errechnet, werden die Meeresspiegel weltweit ansteigen, so die im US-Fachmagazin »Proceedings of the National Academy of Sciences« (PNAS) veröffentlichte Untersuchung. Was sich auf den ersten Blick lächerlich liest – das Wasser wird jedes Jahr um zehn Millimeter höher gehen - ist auf den zweiten Blick eine schleichende Katastrophe. Im Jahr 2100, nur ein langes Menschenleben entfernt, werden die Pegel der Meere um 65 Zentimeter höher liegen als noch 2005. Bisher waren die Forscher von rund 30 Zentimetern ausgegangen.

Der Zusammenhang von Klimawandel und Meeresanstieg ist schnell erklärt. Je mehr Treibhausgase es gibt, desto höher steigt das Wasser der Weltmeere. Der Umweltschadstoff CO2 erwärmt die Luft, dadurch wird das Wasser wärmer, dehnt sich aus, das Meer braucht mehr Platz, auch das Eis an den Polkappen schmilzt, der Meeresspiegel steigt. Opfer von Überflutungen und Versalzung von Böden, Feldern und Trinkwasser werden nicht weniger als ein Drittel der Menschheit sein. Sie leben in Küstengebieten. Meistens sind es die Ärmsten der Armen. Sogar die Kindersterblichkeit steigt mit dem Meeresspiegel an, warnen die Forscher.

Und was tut Deutschland, seit Jahrzehnten CO2-Europameister? Nimmt man den Koalitionsvertrag der künftigen Merkel-Regierung als Maßstab politischen Handelns ernst, so wird einem Angst und Bange. Zur internationalen Dimension des Klimawandels nur schwammige Erklärungen, kein Wort zum 100-Milliarden-Dollar-Versprechen von Kopenhagen zur Klimafinanzierung im globalen Süden.

Stattdessen wolle man »für einen weiteren Aufwuchs der internationalen Klimaschutzfinanzierung durch Deutschland im Rahmen der Erhöhung der ODA-Mittel« sorgen. Das ist eine freche Missachtung des Völkerrechts, da diese »zusätzliche« Klimagelder zur Entwicklungshilfe vorschreibt. Die immer gern beschworene »globale Verantwortung« Deutschlands ist beim Klima- und Energiethema zu einem Auslandsmärkte-Förderprogramm für die deutsche Erneuerbaren-Branche mutiert.

neues deutschland,