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Kein Platz für Behindertenfeindlichkeit

Im Wortlaut von Katrin Werner,

 

Von Katrin Werner, behindertenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag

 

Am 26. Mai soll der australische Bioethiker Peter Singer in der URANIA Berlin den  „Peter Singer Preis“ durch den „Förderverein des Peter-Singer-Preises für Strategien zur Tierleidminderung“ verliehen bekommen.

In der Vergangenheit waren die Auftritte von Peter Singer häufig Anlass von Protesten durch Menschen mit Behinderung, denn Peter Singer möchte in seiner Ethik keine Unterscheidung zwischen Menschen und Tieren vornehmen. Stattdessen unterscheidet er zwischen „Personen“ und „Wesen“. „Personen“ verfügen laut Singer, im Gegensatz zu „Wesen“, über ein Bewusstsein, über die Möglichkeit rational zu handeln und über ein Schmerzempfinden. Die Zugehörigkeit zur Menschheit ist für Singer nicht mit dem Recht auf Leben verbunden. „Wesen“ spricht Singer unter bestimmten Bedingungen das Recht auf Leben ab. Ein Säugling mit Behinderung ist für Singer nur ein „Wesen“. Somit sei seine Tötung moralisch nicht zu vergleichen mit der Tötung einer Person. Häufig sei es nicht mal Unrecht einen Säugling mit Behinderung zu töten.

Die Unterscheidung von „Wesen“ und „Person“ erinnert fatal an die Unterscheidung der Nazis von „wertem“ und „unwertem Leben“. Diese Ideologie führte bis 1945 zur gezielten Tötung von mehr als 300.000 Menschen mit Behinderung. Es ist unerträglich, dass solchen menschenverachtenden Einstellungen eine öffentliche Plattform geboten wird! Wenn Menschen mit Behinderungen das Recht auf Leben und andere grundlegende Menschenrechte abgesprochen werden, müssen wir uns entschieden dagegen stellen. Solche Ansichten dürfen nicht als legitim anerkannt werden. Sie dürfen nie wieder salonfähig werden - das lehrt uns die Geschichte.

Was wir in Deutschland brauchen ist eine Debatte, wie wir eine inklusive Gesellschaft herstellen können. Wir brauchen eine Debatte darüber, wie alle Menschen, ob mit oder ohne Behinderung, gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Wir müssen die Barrieren, die Menschen mit Behinderungen an einer gleichberechtigten Teilhabe hindern, abbauen. Das gehört in den Mittelpunkt unserer gesellschaftlichen Auseinandersetzung.

Peter Singer ist entgegen vieler Behauptungen nie von seinen Ansichten abgerückt. Die Berliner Urania sollte daher ihre Räumlichkeiten für diese Veranstaltung nicht zur Verfügung stellen.

linksfraktion.de, 18. Mai 2015