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Jung, weiblich, befristet

Nachricht von Jutta Krellmann,

Auswertung der Antwort der Bundesregierung auf unsere Kleine Anfrage „Einstieg in den Arbeitsmarkt für junge Beschäftigte“, Drs. 18/5313: Insbesondere junge Beschäftigte haben oft nur einen befristeten Arbeitsvertrag. In der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren sind es 23 Prozent. Das ist nahezu jede und jeder Vierte. Bei den 25 bis 34 Jährigen sind es 13,8 Prozent, auch das ist mehr als im Durchschnitt. Dieser liegt bei 8 Prozent bezogen auf die Kernerwerbstätigen in abhängigen Beschäftigungsverhältnissen.



Von den neu abgeschlossenen Arbeitsverträgen waren im Jahr 2014 rund 43 Prozent befristet. Bei den Frauen waren es sogar 49,5 Prozent. Jeder zweite neue Arbeitsvertrag ist bei ihnen befristet. Bei den Männern waren es 38,6 Prozent. Insbesondere junge Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahren bekommen bei Neueinstellungen lediglich einen befristeten Arbeitsvertrag. Mit 67,7 Prozent sind 2 von 3 neuen Verträgen befristet. Bei den Männern in dieser Altersgruppe sind es dagegen „nur“ 39 Prozent.


Betrachtet man die Entwicklung der Zahl der befristet Beschäftigten im Zeitraum von 2005 bis 2013, ergibt sich ein differenziertes Bild: Insgesamt ist die Zahl fast konstant geblieben, aber bei den Frauen gibt es einen Zuwachs um 9,7 Prozent, bei den Männern dagegen einen Rückgang um 6,6 Prozent. Der Anteil bei den Frauen bleibt insgesamt zwar konstant, aber vor allen Dingen bei der Altersgruppe der 25 bis 34 Jährigen ist sowohl bei der Zahl als auch beim Anteil eine deutliche Zunahme zu verzeichnen. Die Zahl ist um 26,8 Prozent gestiegen und der Anteil von 12,9 Prozent auf 14,3 Prozent der Frauen. Jede siebte Frau im Alter von 25 bis 34 Jahren hat demnach nur einen befristeten Arbeitsvertrag. Im Alter von 15 bis 24 Jahren sind es 23,9 Prozent der Frauen und 22,3 Prozent der Männer.



37 Prozent der befristet Beschäftigten, nur rund ein Drittel, haben 2014 im Anschluss an die Befristung einen unbefristeten Arbeitsvertrag beim gleichen Arbeitgeber erhalten. 28 Prozent sind aus dem Betrieb ausgeschieden und 35 Prozent haben einen weiteren befristeten Vertrag bekommen.

“Jungen Beschäftigten steht weiterhin eine unsichere Zukunft bevor. Arbeitgeber greifen durch das Mittel der Befristungen massiv in die Lebensplanung junger Menschen, im Besonderen junger Frauen, ein. Ergebnis dieses hemmungslosen Befristungswahns sind weniger Familiengründungen und eine zurückgehende Geburtenrate. Die Bundesregierung beklagt zwar mangelnden Nachwuchs, rührt aber gleichzeitig keinen Finger, um den Berufseinstieg und die Familienplanung für junge Menschen attraktiver zu machen. DIE LINKE fordert vehement die Abschaffung der sachgrundlosen Befristung, da dieses Sanktionsmittel eine ganze Generation junger Beschäftigter sinnlos verheizt”, kommentiert Jutta Krellmann, Fraktionssprecherin der Arbeits- und Mitbestimmungspolitik, die aktuellen Zahlen der Bundesregierung.


Ergebnisse im Einzelnen:
 

• Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse nach Ergebnissen des Mikrozensus für das Jahr 2013 (vgl. Antwort auf Frage 1):

  • Von 34,7 Millionen abhängig Beschäftigten im Alter von 15 bis 64 Jahren waren 13,4 Prozent befristet beschäftigt; bei Begrenzung auf die Kernerwerbstätigen (ohne Erwerbstätige, die sich in Bildung oder Ausbildung oder einem Wehr-/Zivil- bzw. Freiwilligendienst befinden) sind es 8 Prozent der rund 31,7 Millionen abhängigen Kernerwerbstätigen.
  • In der Altersgruppe der 15 bis 24 Jährigen waren im Jahr 2013 von den insgesamt 3,9 Millionen abhängig Beschäftigten 52,7 Prozent befristet. Eingegrenzt auf die Kernerwerbstätigen sind es 23 Prozent.
  • In der Altersgruppe der 25 bis 34 Jährigen waren von 7,3 Millionen abhängig Beschäftigten 17,7 Prozent befristet, bei Betrachtung der Kernerwerbstätigen sind es 13,8 Prozent.
     

• Zahl der befristet Beschäftigten nach Mikrozensus (vgl. Antwort auf Frage 1):

  • Insgesamt ist die Zahl der abhängigen Kernerwerbstätigen mit befristetem Arbeitsverhältnis im Zeitraum von 2005 bis 2013 von 2.498.000 auf 2.524.000 angestiegen, was einem Zuwachs um 1 Prozent entspricht. Die Zahl ist demnach nahezu konstant geblieben. Bei den Frauen ist aber ein Zuwachs von 9,7 Prozent, bei den Männern dagegen ein Rückgang um 6,6 Prozent zu beobachten.
  • Ein besonderer Anstieg bei der Zahl der befristet Beschäftigten ist bei der Altersgruppe der 25 bis 34 Jährigen zu beobachten. Ihre Zahl ist insgesamt von 2005 bis 2013 von 799.000 auf 922.000 gestiegen, was einem Zuwachs um 15,4 Prozent entspricht. Bei den Frauen in dieser Altersgruppe ist es sogar ein Anstieg um 26,8 Prozent, bei den Männern dagegen nur um 5,9 Prozent.
  • Ebenfalls ist bei der Altersgruppe der 45 bis 54 Jährigen ein Anstieg um 29,7 Prozent zu verzeichnen. Bei den Frauen beträgt er 46,9 Prozent, bei den Männern 12,8 Prozent.
  • Auch bei der Altersgruppe der 55 bis 64 Jährigen gibt es einen deutlichen Anstieg um 31,7 Prozent. Bei den Frauen sind es 53,7 Prozent, bei den Männern 17,7 Prozent.
  • In der Altersgruppe der 15 bis 24 Jährigen ist zwar ein Rückgang bei der Zahl der befristet Beschäftigten zu verzeichnen, aber das trotzdem hohe Niveau ist zu beachten.
  • Auch bei der Altersgruppe der 35 bis 44 Jährigen ist ein Rückgang zu beobachten.
     

• Anteil befristeter Arbeitsverhältnisse im europäischen Vergleich für das Jahr 2014 beruhend auf Daten von Eurostat (vgl. Antwort auf Frage 2):

  • In Deutschland liegt er in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahre bei 53,4 Prozent (2004: 55,5 Prozent),
  • In der Altersgruppe von 25 bis 34 Jahre bei 17,3 Prozent (2004: 12,6 Prozent)
  • Durchschnitt der Mitgliedsstaaten der EU bei den 15 bis 24 Jährigen: 43,4 Prozent (2004: 37,6 Prozent),
  • Durchschnitt der Mitgliedsstaaten der EU bei den 25 bis 34 Jährigen: 18,4 Prozent (2004: 15,5 Prozent).
     

• Anteil der befristeten Arbeitsverhältnisse an allen Neueinstellung im Jahr 2014 auf Basis von Daten der IAB-Stellenerhebung (vgl. Antwort auf Frage 3):

  • 42,9 Prozent aller Neueinstellungen erfolgen befristest
  • In der Altersgruppe 15 bis 24 Jahre liegt der Anteil bei 53,4 Prozent
  • In der Altersgruppe 25 bis 34 Jahre bei 41,1 Prozent.
  • Bei den Frauen sind 49,5 Prozent aller Neueinstellung befristet, bei den Männern 38,6 Prozent.
  • Bei den Frauen im Alter von 15 bis 24 Jahre liegt der Anteil sogar bei 67,7 Prozent bei den Männern in dieser Altersgruppe dagegen bei „nur“ 39 Prozent.
     

• Innerbetriebliche Übernahmen aus befristeter Beschäftigung: 37 Prozent werden übernommen (vgl. Antwort auf Frage 5).

• Verlängerungen und Abgänge aus dem Betrieb im Jahr 2014: 28 Prozent verlassen nach dem Auslaufen den Betrieb, 35 Prozent erhalten erneut einen befristeten Arbeitsvertrag (vgl. Antwort auf Frage 6).

•    19,9 Prozent der bei der Bundesagentur gemeldeten Stellen sind befristet (vgl. Antwort auf Frage 8).

•    Teilnahme von befristet Beschäftigten an formaler Weiterbildung: 48,1 Prozent der befristet Beschäftigten nimmt an einer solchen Teil, während es bei den unbefristet Beschäftigten 60,2 Prozent sind (vgl. Antwort auf Frage 9).