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»In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?«

Im Wortlaut von Cornelia Möhring,

Wie in jedem Jahr sind die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE während der so genannten Parlamentarischen Sommerpause viel in ihren Wahlkreisen unterwegs. Vor Ort nehmen sie sich der Sorgen und Nöte der Bürgerinnen und Bürger an, besuchen Betriebe und Vereine, engagieren sich für lokale und regionale Anliegen. Auf linksfraktion.de schreiben die Parlamentarierinnen und Parlamentarier über ihren Sommer im Wahlkreis.

Cornelia Möhring und Rainer Oppermann vom Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst

Am Donnerstag, 19.8.2010, besuchte ich mit meinen MitarbeiterInnen sowie interessierten VertreterInnen des Kreisverbandes den Kreis Stormarn. Zunächst erklärte uns Rainer Oppermann vom Institut für Ökologischen Landbau in Trenthorst die Vorteile und Kontroversen, die mit der Einrichtung von Bio-Höfen verbunden sind.

»Licht und Schatten« gebe es im ökologischen Landbau, erklärte uns Rainer Oppermann und betont: »Es wäre falsch zu sagen, dass grundsätzlich alle Lebensmittel des Ökologischen Landbaus qualitativ besser als Produkte aus konventionellen Betrieben wären. Bio-Obst und Bio-Gemüse sind tatsächlich gesünder und enthalten weniger Schadstoffe, bei Fleisch, Milchprodukten oder Getreide muss man aber genauer hinsehen und auch Faktoren wie tiergerechte Haltung oder Biodiversität mit betrachten.«

Dass die Tiergesundheit zum Beispiel mit einer längeren Säugezeit der Ferkel zunimmt, davon kann ich mich auf dem Hof mit eigenen Augen überzeugen - ebenso davon, dass in Melkverfahren enormer Stress von den Tieren genommen werden kann. Die Qualität des Fleisches oder der Milch ist deswegen jedoch nicht per se besser als bei konventioneller Haltung. Von Vorteilen in der Prozesskette spricht hier Rainer Oppermann, nicht aber von Qualitätsunterschieden im Produkt. Letztendlich ist die Bio-Debatte eine politische: »Am Ende geht es um die Frage, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen.«

Diese Frage wurde - vor einem ganz anderen Hintergrund - am Abend weitergeführt. Dagmar Greis vom Verein «Frauen helfen Frauen« und Verein »Bella-Donna-Haus«, die Vereinsfrauen Bärbel Nemitz und Astrid Lobreyer sowie die Hebamme Eva-Maria König luden uns zu einer Diskussionsveranstaltung nach Bad Oldesloe ein. Unter dem Dach des Vereins »Bella Donna« haben sich aktive Frauen, darunter Hebammen, Psychologinnen, Vereine und Beratungsstellen organisiert. Sie sind eine wichtige Anlaufstelle für Frauen in allen Lebenslagen. Ob es um Beratungen in der Schwangerschaft, um Gewalt in der Beziehung, einen persönlichen und beruflichen Wiedereinstieg oder aber um einen Veranstaltungsort für Kunst und Kultur geht - Frauen aus dem Kreis Stormarn finden hier ein offenes Ohr und tatkräftige Unterstützung.

Die Sparpakete der Bundes- und Landesregierung und die fatale Schuldenbremse des Landes werden einen ganz entscheidenden Einfluss auf die Arbeit dieser Frauen haben. Dabei geht es nicht allein um die desaströse Ausstattung der Frauenhäuser im Kreis Stormarn oder die Betreuung von Schwangeren auf dem Land durch Hebammen, sondern ganz grundsätzlich um eine Umverteilungspolitik, die die Folgekosten für Frauen und Männer völlig außer Acht lassen.

Unsere gemeinsame Schlussfolgerung: Bei Frauenpolitik geht es letztlich immer um Menschheitspolitik! Wollen wir ein Zusammenleben, in dem Gemeinschaft, persönliche Zufriedenheit und Solidarität keinen Effizienzkriterien untergeordnet werden, dann müssen wir jetzt aktiv sein - aktiv gegen die Umverteilungspolitik von Bund und Land zu Lasten »des lästigen Drittels«, wie es ein Besucher ausdrückte. Dafür haben wir gestern einen weiteren Grundstein gelegt.

Von Cornelia Möhring

linksfraktion.de, 20.08.2010

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