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Geschärfter Blick nach Bildungstour

Nachricht von Agnes Alpers, Rosemarie Hein, Kathrin Senger-Schäfer,

v.l.n.r. Kathrin Senger-Schäfer, Rosemarie Hein und Agnes Alpers auf ihrer Bildungstour durch Rheinland-Pfalz

Wie geht es weiter in der Bildungspolitik, zum Beispiel in Rheinland-Pfalz. Das wollten die Bundestagsabgeordneten Katrin Senger Schäfer, Agnes Alpers und Rosemarie Hein erfahren. Dazu besuchten sie an drei Tagen im Januar verschiedene Einrichtungen in Mainz, Speyer und Ludwigshafen. Es ging um das Zusammenspiel von Bund, Land und Kommunen in bildungspolitischen Belangen. Überall wurden sie freundlich empfangen und kamen mit ihren Gastgeberinnen und Gastgebern – manchmal nach anfänglicher Skepsis – sehr schnell zu einem interessanten Gedankenaustausch. Oft war die Zeit zu knapp, um in die Tiefe zu gehen. Darum haben sie versprochen: Wir kommen wieder.

Zu einem zentralen Thema wurde die neu eingeführte Realschule Plus und ihr möglicher Beitrag zu mehr sozialer Gerechtigkeit beim Bildungszugang und zu besseren Bildungsergebnissen sowie beim Übergang in den Beruf. Das neue Schulmodell soll Hauptschule und Realschule zusammenführen und im günstigen Fall auf direktem Weg zur Fachhochschulreife führen. Aber auch der Übergang zum Abitur ist möglich. Neue Wahlpflichtfächer sollen auf die nachfolgenden beruflichen Schulen vorbereiten. Dennoch blieb bei den Abgeordneten die Skepsis, dass unter der neuen Schulform – wenn auch in abgemilderter Form - die Probleme des alten gegliederten Schulsystems fortleben. Der Übergang in den Beruf wird eben besonders für jene Schülerinnen und Schüler, die am Ende nur zur Berufsreife – das entspricht dem Hauptschulabschluss – geführt werden, besonders schwierig.

Ein besonders großes Problembewusstsein für diesen Umstand fanden die Gesprächsteilnehmenden bei einem "Jobfux" in Mainz, einer Mainzer Initiative mit einem Jahrzehnt Erfahrung, an die sich das Berufseinstiegsbegleiterporgamm des Bundes offensichtlich anlehnt. Die Bilanz der drei Mainzer "Jobfüxe" ist beachtlich, aber gebraucht würde einer an jeder Schule. Gleichzeitig machte der "Jobfux", der nicht nur bei der Ausbildungsplatzsuche weiterhilft, sondern den Schülerinnen und Schülern in allen Lebenslagen zur Seite steht, deutlich, dass nur 10 Prozent der Hauptschulabsolventen tatsächlich einen Ausbildungsplatz finden würden. Von 112 Schülerinnen und Schülern konnte er 19 einen Ausbildungsplatz vermitteln. Dies sei ein sehr gutes Ergebnis gewesen. Andere gingen auf die Berufsfachschule, fielen so aus der Ausbildungsstatistik heraus und kämen durch die plötzliche Anhebung des Leistungsniveaus trotzdem nicht zur Mittleren Reife.

Gut ist Mainz bei der Kinderbetreuung. Das erfuhren die Abgeordneten in einem Gespräch mit einem Vertreter der Stadtverwaltung in der örtlichen Volkshochschule. Von 99 Kitas ist fast die Hälfte in kommunaler Hand. Einen Rechtsanspruch gibt es in Rheinland-Pfalz heute schon vom 2. Lebensjahr an - kostenfrei. Der Anteil der Ganztagsbetreuung ist in Mainz mit 60 Prozent beeindruckend. Da ist die Landeshauptstadt wohl Vorreitern in Rheinland-Pfalz. Aber dafür braucht man mehr Erzieherinnen und Erzieher. Das war Gesprächsgegenstand am folgenden Tag in einer Beruflichen Schule, die in Vollzeitform und berufsbegleitend Erzieherinnen und Erzieher ausbildet. Man könne noch mehr ausbilden, doch die Räume dafür reichen nicht aus. Offensichtlich gibt es inzwischen eine Reihe privater Schulen, die für den Erziehungsberuf ausbilden, nur muss man hier viel Schulgeld zahlen. In Mainz sind weitere kommunale Schulen geplant. Aber wer bezahlt das alles? Hier könnte ein Programm des Bundes helfen. Einen entsprechenden Antrag hat DIE LINKE im letzten Sommer gestellt.

Die Volkshochschule der Stadt Mainz hat sich – als eingetragener Verein – vor allem der Sprachausbildung  und der künstlerischen Bildung verschrieben. In einem anregenden Gespräch mit Mitgliedern des Migrationsbeirates und Lehrkräften der Volkshochschule war zu erfahren, dass die Bezahlung der Sprachkurse zur Integration durch die Bundesanstalt für Arbeit bis zu 6 Monate dauert – ein unhaltbarer Zustand. Insgesamt gab es in drei Tagen zahlreiche Erkenntnisse, die den bildungspolitischen Blick für die Fraktion DIE LINKE. im Bundestag schärfen werden.