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»Es zählen nur Fairplay und Sportsgeist«

Im Wortlaut,

Von Katrin Kunert, sportpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag
 

 

 

Am 8. Juni beginnt die Fußballeuropameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine. Nicht nur die fußballbegeisterte Welt hat diesen Tag mit Spannung erwartet. Das Eröffnungsspiel zwischen Polen und Griechenland hat über den Fußball hinaus auch eine symbolische Bedeutung für die europäische Integration. Den Auftakt zu diesem Wettkampf geben zwei sehr unterschiedliche Länder. Gastgeber Polen ist ein Anwärter auf den Euro, war aber bislang noch nie Fußballeuropameister. Griechenland hingegen, mit seinen großen wirtschaftlichen Problemen, hat 2004 den Titel geholt. Auf dem Rasen begegnen sie sich nun auf Augenhöhe, und es zählen nur Fairplay und Sportsgeist. Möge die bessere Mannschaft gewinnen!

In den Medien wurde in den letzten Wochen viel über die Fußballeuropameisterschaft berichtet. Insbesondere die Situation in der Ukraine war immer wieder Thema der Berichterstattung. Der Sport spielte da jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Ich freue mich, dass sich die Rufe nach einem Boykott des Turniers nicht durchsetzen konnten. Der Sport sollte nicht die Bühne für politische Agitation sein, und sportliche Großveranstaltungen dürfen nicht zum Spielball politischer Forderungen werden. Solche Ereignisse können lediglich den Rahmen für einen Dialog bieten. Ich denke, durch die Möglichkeit, Gastgeber einer Fußballeuropameisterschaft zu sein, wird sich auch in der Ukraine einiges bewegen und viele Menschen werden sich - vermutlich zum ersten Mal - überhaupt mit diesem Land auseinandersetzen.

Ich bin überzeugt, dass die Gastgeberländer bereit sind und alles getan haben, um ein spannendes und friedliches Fußballfest zu bieten. Viele Fans werden die Austragungsorte besuchen und dabei hoffentlich auch Land und Leute kennenlernen und schöne Erfahrungen sammeln. Ich wünsche mir, dass die Meisterschaft gewaltfrei und sicher verläuft. Diskriminierungen - gleich welcher Art - haben bei solchen Veranstaltungen und im Sport allgemein keinen Platz. Sport hat vielmehr das Potential, Menschen zu verbinden und Werte wie Toleranz, Respekt und Fairness in die Gesellschaft auszustrahlen. Auch wenn immer wieder Skandale den Sport erschüttern, glaube ich, dass die positiven Wirkungen des Sports unverzichtbar für ein friedliches Miteinander sind. Erst vor kurzem wurde über einen Wettskandal in Italien berichtet, in den sogar Personen aus den obersten Ligen und sogar der Nationalmannschaft verwickelt sein sollen. Ich bin entsetzt, dass durch die Habgier Einzelner der Sport in Verruf gerät und dessen positive Funktionen untergraben werden.

Umso wichtiger ist es, sich auf die Wurzeln und das Fundament des Sports zu besinnen. Die Wiege des Fußballs sind die vielen Bolzplätze und Hinterhöfe mit den Kindern, die einfach nur aus Freue am Sport kicken. Den Vereinen vor Ort und ihrer wertvollen Arbeit ist es zu verdanken, dass der Nachwuchs gefördert wird und Talente entdeckt werden. Ohne den Breitensport wird es auf lange Sicht auch keinen Spitzensport geben. Aus diesem Grund muss dieser stärker gefördert werden. Die Begeisterung für den Fußball wird getragen von den Fans, die sich zu friedlichen Fanfesten versammeln, von Menschen, die beim Public Viewing gemeinsam jubeln oder aber im heimischen Wohnzimmer mit ihrem Favoriten mitfiebern.

Ich freue mich auf die Fußballeuropameisterschaft 2012. Ich hoffe auf viele sportliche Emotionen, auf spannende Spiele und positive Berichte aus Polen und der Ukraine. Persönlich drücke ich der deutschen Mannschaft die Daumen und würde mich freuen, wenn sie nach ihrem zweiten Platz 2008 nun den Titel nach Hause holen würden. Aber auch allen anderen Teams wünsche ich natürlich viel Erfolg. Den Gastgebern wünsche ich eine gelungene Veranstaltung, den Besucherinnen und Besuchern unvergessliche Momente in den Stadien und den Fans auf der ganzen Welt viel Freude am Sport.

linksfraktion.de, 7. Juni 2012