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Editorial

Periodika von Sigrid Hupach,

Liebe Leserinnen und Leser,

was wird aus unserer Rente, kann ich im Alter von meiner Rente leben, und worauf muss ich alles verzichten? Diese Fragen beschäftigen derzeit wohl Millionen Menschen. Altersarmut ist aber auch schon heute für viele Menschen in Deutschland bittere Realität – Tendenz steigend.

Besonders betroffen davon sind Frauen, aber auch Selbstständige, Solo-Selbstständige und Freiberufler haben sehr häufig nicht die Möglichkeit, ausreichend für das Alter vorzusorgen. Das gilt nicht allein, aber speziell auch für Künstlerinnen und Künstler. Durch die zunehmende Ökonomisierung der Kultureinrichtungen sind immer mehr Kulturschaffende in die Selbstständigkeit getrieben worden. Sicher, das bietet auch mehr Freiraum und Selbstbestimmung. Aber es birgt eben die Gefahr, sich von Honorar- zu Honorarvertrag zu hangeln, ohne ausreichende soziale Absicherung und ohne die Chance, heute von dem eigenen Beruf leben und fürs Alter vorsorgen zu können.

Die Zahlen der Künstlersozialkasse zeichnen seit Jahren ein düsteres Bild: Im Durchschnitt verdienten die dort Versicherten zuletzt 15.945 Euro – brutto und im ganzen Jahr. Und Frauen erhielten im Schnitt 24 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen. Für den Bereich der bildenden Kunst weist die gerade erschienene Studie des Bundesverbands Bildender Künstlerinnen und Künstler nach, dass fast jeder Zweite eine Rente unter 800 Euro bezieht. Ich finde das beschämend für einen Kulturstaat.

Stagnierende Löhne, die Ausweitung des Niedriglohnsektors und die Absenkung des Rentenniveaus – die Politik der letzten Jahrzehnte zeigt ihre fatale Wirkung: arm im Alter trotz Arbeit! Geredet wird seit Jahren, konkrete Lösungen vonseiten der Bundesregierung sind jedoch nicht in Sicht.

Wir als LINKE haben unsere Vorschläge schon auf den Tisch gelegt: für eine solidarische Erwerbstätigenversicherung, in die alle Bürgerinnen und Bürger einzahlen, auch die Beamtinnen und Beamten und wir Abgeordnete; für Instrumente zur Angleichung des Lohnniveaus für Frauen und Männer, von Ost und West; für wirksame Tarifverträge; für eine angemessene Entlohnung im freiberuflichen Bereich durch branchenspezifische Mindesthonorare, Ausstellungsvergütungen und ein die Urheberinnen und Urheber stärkendes Urhebervertragsrecht; und für eine solidarische und existenzsichernde Mindestrente in Höhe von derzeit 1.050 Euro, damit das würdelose Hartz-IV-Aufstocker-Antragsverfahren endlich Geschichte ist. Einige dieser Vorschläge stellen wir in unserem Schwerpunkt Rente vor. Des Weiteren begleitet clara einen Leiharbeiter im Alltag und trifft Kalle Gerigk, den Mietrebellen aus Köln.

Ethan Young, Journalist und Publizist aus den USA, berichtet im Interview über den Ausgang der Präsidentschaftswahl. Feleknas Uca, deutsch-türkische HDP-Abgeordnete, äußert sich über ihre Situation in der Türkei. Auf einer großen Infografik werden die Kriegseinsätze der Bundeswehr und deren finanzielle und personelle Aufstockung veranschaulicht.

Maik Weichert, Gitarrist der Metal-Band Heaven Shall Burn, über ihren musikalischen Kampf, Helden und Vorbilder vor dem Vergessen zu bewahren. In der Gastkolumne die Theologin und Pfarrerin Margot Käßmann, die allen ein gewaltfreieres Jahr 2017 wünscht. Außerdem: die Deutsche Bank unter Druck; Kampf gegen CETA; der zehnte Geburtstag von clara und vieles mehr.