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Draußen vor der Schlecker-Tür

Periodika von Sabine Zimmermann,

Gespräch mit Sabine Zimmermann, arbeitsmarktpolitische Sprecherin

Lotta: Die Schlecker-Frauen hofften schon bei der ersten Entlassungswelle auf eine Transfergesellschaft. Sie haben dafür im Bundestag gekämpft. Welchen Vorteil hätte sie gehabt?

Sabine Zimmermann: Den Beschäftigten wäre ein Jahr lang eine Entlohnung in Höhe von 80 Prozent des letzten Gehalts gezahlt worden, dazu Umschulungsmöglichkeiten und die nötige Zeit, sich beruflich umzuorientieren.

 

Für letzteres sei die Bundesagentur für Arbeit zu- ständig, meinte die FDP und lehnte die Transfergesellschaft ab.

Diese Argumentation ignorierte die realen Fakten. In den Einzelhandelsberufen kommen auf 27 000 offene Stellen knapp 300 000 Arbeitssuchende. Und die Arbeitsagenturen beschränken ihre ständig weniger werdenden Mittel oft nur noch auf 6-Wochen-Lehrgänge. Das hat nichts mit einer wirklichen Umschulung zu tun.

 

Im Juni gab es nun den kompletten Ausverkauf. Damit stehen insgesamt etwa 25 000 Beschäftigte, vor allem Frauen, vor der Schlecker-Tür. Sie haben ihren Job verloren, was noch?

Meist wurde der Lohn vor der Pleite nicht vollständig oder gar nicht ausgezahlt. Die Verkäuferinnen finden sich dann auf einer langen Liste von Gläubigern wieder. Mit wenig Aussicht auf Erfolg, die ausstehenden Abfindungen und Löhne auch wirklich zu bekommen. Dazu wurden die vereinbarten Altersteilzeitregelungen hinfällig. Das heißt, ältere Beschäftigte werden kurz vor dem Renteneintritt in die Arbeitslosigkeit geschickt.

 

Welche Hilfen fordern Sie jetzt von den politisch Verantwortlichen für die entlassenen Frauen?

Unbedingt die Gründung eines Sozialfonds und endlich einer Transfergesellschaft. Das ist das Mindeste, womit die Regierung jetzt helfen muss. Der Bund trägt in diesem Fall eine besondere Verantwortung, schließlich haben die viel zu laschen gesetzlichen Auflagen für die Unternehmensführung das Schlecker-Desaster mit verursacht. Die Ankündigung der Bundesarbeitsministerin von der Leyen, den Schlecker-Verkäuferinnen Umschulungen anzubieten, verträgt sich nicht mit dem Sparkurs der Bundesregierung in der Arbeitsmarktpolitik. Berufliche Weiterbildungsmaßnahmen sind um ein Drittel zusammengestrichen worden.

 

Sabine Zimmermann,

arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE