Kerstin Kassner wurde über die Landesliste Mecklenburg-Vorpommern für DIE LINKE neu in den Bundestag gewählt. Foto: Flickr.com / Biogastour 2013
Kerstin Kassner, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl in den Deutschen Bundestag. Während der nächsten vier Jahre werden Sie in der Fraktion DIE LINKE die Interessen der Menschen vertreten. Was ist Ihnen dabei besonders wichtig?
Vielen Dank für die Glückwünsche. Ich bin richtig froh, dass ich jetzt konkret auf die Gesetzgebung Einfluss nehmen kann, die so viele Probleme für die Menschen in meiner Heimatregion geschaffen hat. Das sind vor allem soziale Probleme auf Grund hoher Arbeitslosigkeit und geringer Einkommen. Das ist aber auch die Finanzschwäche der Kommunen. Immer mehr wird privatisiert und alles wird immer teurer, wie Energie und Nahverkehr. Hier will ich in den nächsten Jahren Veränderungen erreichen.
Welche konkreten Vorhaben wollen Sie in die politische Arbeit einbringen?
Meine konkreten Vorhaben sind zum einen die Veränderung von HartzIV zu einer bedarfsgerechten Unterstützung und langfristig Abschaffung dieser Grundsicherung durch andere Sicherungssysteme, wie zum Beispiel das bedingungslose Grundeinkommen. Ein weiterer Schwerpunkt wird das Um"Steuer"n zu Gunsten der Kommunen sein. Hier sind die Bürgerinnen und Bürger zu Hause, sie sollen sich wohlfühlen. Dazu bedarf es einer sicheren Daseinsvorsoge. Der gegenwärtig praktizierte Weg von Privatisierungen ist eine Sackgasse und belastet wieder vor allem Menschen mit kleinen Einkommen und Familien. Deshalb bin ich für eine kraftvolle kommunale Selbstgestaltung unter Einbeziehung möglichst vieler Bürgerinnen und Bürger. Das wird auch zu mehr Eigenverantwortung des Einzelnen führen und der sehr verbreiteten Politikverdrossenheit entgegenwirken.
Auf welche persönlichen Erfahrungen können Sie dabei zurückgreifen?
Mein politisches Leben ist besonders seit den politischen Veränderungen 1989/90 sehr aktiv. Ich war Mitglied der letzten Volkskammer der DDR, danach elf Jahre im Landtag Mecklenburg-Vorpommern. Sehr lehrreich waren aber besonders die zehn Jahre als Landrätin der Insel Rügen bis 2011. In den letzten zwei Jahren habe ich als Geschäftsführerin unseres Kommunalen Jobcenters gearbeitet. Hier habe ich die Auswirkungen des SGBII täglich erfahren - sowohl für die Betroffenen als auch für meine Mitarbeiter. Viele Jahre bin ich schon Kreisvorsitzende der PDS bzw. der LINKEN und in weiteren Vereinen ehrenamtlich tätig.
Ehrenamtliches Engagement spielt für Sie eine große Rolle. Was motiviert Sie dabei besonders?
Mir macht diese Arbeit viel Spass, weil man etwas bewegen kann mit Gleichgesinnten. Die Ergebnisse können sich sehen und fühlen lassen, so z.B. bei der Kulturstiftung Rügen, dem Prora-Zentrum e.V., dem Theaterförderverein oder der Schinkelgesellschaft Putgarten. Ich habe dabei so viel gelernt und erfahren. Dieses Zusammensein mit anderen beflügelt mich, gibt mir Kraft und Halt.
Politik ist in der Regel ein langwieriges Geschäft. Dennoch: Welche drei Dinge möchten Sie heute in vier Jahren erledigt sehen?
1. Keine deutschen Soldaten mehr in Auslandseinsätzen
2. Hartz IV ist reformiert
3. Die Kommunen haben wieder finanziellen Spielraum
linksfraktion.de, 14. Oktober 2014