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Zeitbombe Altersarmut

erschienen in Klar, Ausgabe 41,

Mascha Stahr (31), gelernte Verkäuferin aus Hof in Bayern, arbeitet als Kundenberaterin bei einer großen Firma. Nach dem aktuellen Bescheid der Rentenversicherung kann sie mit einer monatlichen Bruttorente von 466,99 Euro rechnen, wenn sie im Jahr 2052 das 67. Lebensjahr vollendet. »Wenn unsere Generation in Rente geht, wird es eine Altersrente nicht mehr oder nur noch in abgewandelter Form geben«, befürchtet sie.

Mascha Stahr drückt aus, was viele ihrer Kolleginnen und Kollegen denken. »Von einer älteren Kollegin weiß ich, dass sie zu denen gehört, die eine gute Rente bekommen werden«, erzählt sie, »aber für viele unserer Generation wird es nicht rosig aussehen.«

Zukunftsängste plagen immer mehr Menschen, wenn sie Post von der Rentenversicherung erhalten. Wer den gesetzlichen Mindestlohn von 8,84 Euro bezieht, müsste für eine Nettorente in Höhe der Grundsicherung von 803 Euro fast 60 Jahre lang arbeiten. Bereits heute leben 1,6 Millionen Frauen und 1,1 Millionen Männer nach ihrem 65. Geburtstag in Armut. 

Seit den 1990er Jahren haben CDU/CSU, FDP, SPD und Grüne langfristige Rentenkürzungen beschlossen, die Hinterbliebenenrente gekürzt und die Berufsunfähigkeitsrente für viele durch die schlechtere Erwerbsminderungsrente ersetzt. Die Rente wurde mit Sozialversicherungsbeiträgen und Steuern belastet. Auch die im Jahr 2006 erfolgte Anhebung des Renteneintrittsalters auf 67 Jahre brachte zusätzliche Kürzungen für alle, die aus gesundheitlichen Gründen vorzeitig in Rente gehen müssen. 

Stephan Pabel (61) aus Bonn blickt mit Sorge in die Zukunft. Der Sozialpädagoge war 18 Jahre lang in der Suchtkrankenhilfe und Jugendarbeit fest angestellt und verdiente gut. Doch als ihm Burn-out drohte, musste er kürzer treten. 

Seit Jahren erteilt er Geflüchteten und Studierenden aus aller Welt Sprach- und Integrationsunterricht. Er war bis Ende 2016 bei der Volkshochschule und bei einem privaten Träger als Honorarkraft beschäftigt – ohne Anspruch auf bezahlten Urlaub und Lohnfortzahlung bei Krankheit. Bezahlt wurde er nur, wenn Kurse tatsächlich zustande kamen. »Die monatliche Rentenanwartschaft beträgt 511,40 Euro«, teilte ihm die Rentenversicherung jüngst mit. Das deckt nicht einmal die Miete.

Erst seit Januar arbeitet Stephan Pabel als angestellte Teilzeitkraftkraft bei einem privaten Träger als Lehrkraft für Integrationskurse. Wie hoch seine Rente tatsächlich sein wird, wenn er im Jahr 2021 die Altersgrenze erreicht, weiß er noch nicht.