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Wir müssen was machen – Frauen in Afghanistan

erschienen in Querblick, Ausgabe 14,

Acht Jahre nach Kriegsbeginn hat sich die Lage für die Mehrheit der Frauen in Afghanistan kaum zum Besseren gewendet. Jede halbe Stunde stirbt eine Frau bei der Geburt eines Kindes. Frauen sind besonders von Armut und Arbeitslosigkeit betroffen. Und sie sind auch Opfer von Kampfhandlungen. Ich war mit meinem Kollegen Jan van Aken Ende Januar vor Ort.

Bei dem am 4. September 2009 von der Bundeswehr befehligten Bombenangriff auf zwei entführte Tanklaster in Kunduz waren fast alle Todesopfer Männer. Doch damit hat sich auch das Leben vieler Frauen dramatisch verschlechtert. Nach Zählung von Rechtsanwalt Karim Popal sind unter den 456 Hinterbliebenen 91 Witwen.
Laila ist Witwe und hat zwei Söhne bei dem Bombenangriff verloren. Einer wollte Benzin abzapfen, der andere hat ihn begleitet. Die beiden Jungen gingen noch zur Schule. Der eine kümmerte sich um das Feld, der andere um die Kuh der Familie. Nun muss Laila das tun und zugleich für ihre kleinen Töchter sorgen. Hilfe hat sie nur von ihren Brüdern, die ihr manchmal Öl und Reis vorbeibringen.

Viele mutige Frauen kämpfen gegen den Krieg und seine Folgen. Zwei davon sind Dr. Habibe Erfan und Korshed Saka. Die beiden Frauen aus Kunduz haben das Ausmaß der zivilen Opfer des Bombenangriffs auf ihre Region erst ans Tageslicht gebracht. Sie sind in den betroffenen Dörfern von Haus zu Haus gegangen und haben Namen und Dokumente der Toten und Hinterbliebenen zusammengesucht. »Wir haben Angst«, sagt Frau Dr. Erfan, »vor der Regierung und vor den Taliban.« »Aber wir müssen was machen«, ergänzt Frau Saka.

Die Gespräche in Afghanistan bestätigen mich: Man kann Frauen nicht mit Bomben befreien, man kann ihnen nur Mut machen, Solidarität zeigen – und hierzulande für ein Ende des Krieges streiten.

Christine Buchholz, friedenspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag