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Statt 1 Euro nur 67 Cent für Landfrauen

erschienen in Querblick, Ausgabe 10,

Mit einem durchschnittlichen Verdienstabstand von 24 Prozent liegen die Erwerbseinkommen von Frauen in Deutschland deutlich hinter denen ihrer männlichen Kollegen. Diese Lohndiskriminierung von Frauen ist ein gesellschaftlicher Skandal, den DIE LINKE zu einem Top-Wahlkampfthema machen muss.

Bislang war der mediale Aufschrei erstaunlich kurz angesichts der Tatsache, dass Deutschland einen besonderen Handlungsbedarf hat. Im EU-Vergleich rangieren wir an viertletzter Stelle. Offensichtlich sind gerade in unserem Land die patriarchalen Strukturen noch fest verankert.

Eine Reaktion der Kanzlerin dazu ist nicht überliefert, was ihre frauenpolitische Inkompetenz bestätigt.
Aber diese 24 Prozent sind ja nur ein Durchschnittswert. Im Detail sieht die Realität viel dramatischer aus. Besonders in den Dörfern und kleinen Städten werden erwerbstätige Frauen noch diskriminierender um ihren gerechten Lohn gebracht: indiskutable 33 Prozent beträgt hier die Lohndifferenz zwischen den Geschlechtern. Dies zeigte eine aktuelle Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Konkret heißt das: für jeden Euro Bruttolohn, den ein Mann auf dem Land verdient, bekommt eine Frau bei gleichwertiger Arbeit nur 67 Cent.

Dies trägt zu der besonders prekären Lebenssituation vieler Frauen in den ländlichen Räumen bei. Neben den 16 Prozent der Frauen ohne eigenes Einkommen haben hier weitere 31 Prozent monatlich weniger als 1000 Euro netto im Portmonee. Damit hat fast jede zweite Landfrau keine individuelle Existenzsicherung.

In Ostdeutschland ist der Lohnunterschied übrigens deutlich geringer. Aber nicht etwa, weil die Frauen weniger diskriminiert würden, sondern weil ostdeutsche Arbeitnehmer deutlich weniger Lohn erhalten als ihre Westkollegen. Daher ist es nicht besonders kühn zu behaupten, dass die selektive Abwanderung junger Frauen aus den ländlichen Räumen auch mit den geringen Aussichten auf eine gerechte, existenzsichernde Entlohnung zu tun hat. Laut derselben DIW-Studie erhalten Frauen in Großstädten nämlich »nur« 12 Prozent weniger Lohn als ihre männlichen Kollegen.

Damit Frauenland nicht länger abgebrannt bleibt, hat DIE LINKE im Bundestag zum Beispiel beantragt: 8,71 Euro Mindestlohn, konkrete Maßnahmen zur Beseitigung der Lohndiskriminierung; ein Gleichstellungsgesetz in der Privatwirtschaft und die Förderung von Arbeitgeberzusammenschlüssen in den ländlichen Räumen.
Kirsten Tackmann, Frauen- und Agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE