Zum Hauptinhalt springen

Spenden für SOS-Kinderwünsche

erschienen in Clara, Ausgabe 35,

Die Fraktion DIE LINKE hatte es angekündigt und zum Jahresbeginn 2015 wahr gemacht: Sie spendete für Kinder und Jugendliche des Vereins SOS-Kinderdorf Deutschland insgesamt 100.000 Euro.

Es war Zufall, aber ein besonders schöner. Als Fraktionschef Gregor Gysi und Petra Pau, linke Abgeordnete und Bundestagsvizepräsidentin, den Scheck der Fraktion DIE LINKE mit der schönen Summe von 100.000 Euro im Berliner SOS-Kinderdorf Moabit überreichten, fehlten nur noch wenige Tage bis zum 60. Geburtstag des SOS-Kinderdorf-Vereins. Allerdings fiel die Entscheidung, den SOS-Kindern eine so große Spende zu überreichen, bereits vor einem Jahr. Im Februar 2014 hatte die Große Koalition als eine ihrer ersten Amtshandlungen höhere Diäten durchgesetzt. DIE LINKE stimmte dagegen, keine Abgeordnete und kein Abgeordneter wollte das Geld für sich persönlich. "In Zeiten, in denen Armut zunimmt, hauen wir uns die Taschen voll, das geht nicht", erläuterte Gregor Gysi noch einmal das Vorhaben der 64 Abgeordneten der Fraktion. Und so wurden die Nettobeträge gesammelt. Vom Beginn der Erhöhung im Juli 2014 bis zum Jahresende. Auf diese Weise kamen 100.000 Euro zusammen, die – aufgesplittet – den SOS-Kindern in allen 16 Bundesländern zugutekommen sollen.    "Die Kinder haben es schwerer als andere", so Gregor Gysi, das läge schon an "den Gründen, warum sie im Kinderdorf und nicht bei den Ursprungseltern leben können".  Bei der Gründung des ersten SOS-Kinderdorfs im Februar 1955 in München, zehn Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, sollten vor allem die vielen Kriegswaisen ein neues Zuhause finden. Die Grundidee des Gründers Hermann Gmeiner, selbst einst ohne Mutter aufgewachsen, war einfach: Ein Kind braucht eine Mutter, Geschwister, ein Haus, ein Dorf. Heute existieren bundesweit 16 SOS-Kinderdörfer, und in ihnen leben 680 Kinder und Jugendliche, deren leibliche Eltern sich aus verschiedenen Gründen nicht um sie kümmern können. Die Entscheidung, die Beträge aus der Diätenerhöhung für Bundestagsabgeordnete den SOS-Kindern zu schenken, war schnell und einhellig gefasst.    Die Kinder entscheiden   Es gab eine einzige Bedingung: "Was sie damit anstellen, entscheiden die Kinder ganz allein." Das haben sie getan, und wie Gregor Gysi lächelnd meinte, seien die Kinderwünsche "sehr schlau". Das SOS-Kinderdorf Berlin-Moabit zählt beispielsweise zu den jüngsten des Vereins und ist auch "das einzige großstädtische", erzählt die Leiterin. "Ihre Kinder" haben einen Traum: eine Wagenburg draußen vor den Stadttoren. Ein Waldgrundstück sei bereits vorhanden, jetzt sollen nach und nach Wohnwagen gebaut werden. Die Spende – in diesem Fall von Gregor Gysi – stillt die Sehnsucht nach Natur ein wenig schneller, und gebaut wird natürlich gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen.   Thomas Walter, Leiter des SOS-Familienzentrums Berlin-Hellersdorf, packt Bilderrahmen aus. Er hatte schon frühzeitig bei Petra Pau angefragt, wie denn das mit den Spenden funktionieren würde. "Seine Kinder" haben ihre Wünsche aufgemalt oder mit krakeliger Handschrift auf buntes Papier gekritzelt. "Hasenschtal und Hasen" steht da beispielsweise, aber auch Fahrräder und Roller, neue Barbies, Bausteine aus "echtem" Material, "Ich will nach Amerika fliegen", eine "Reise ans Meer". Unterschrieben von Leonie, Vanessa, Joshua, John und anderen Kindern.   Von Mecklenburg-Vorpommern über Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Berlin, Brandenburg, Sachsen, Thüringen, Hessen, Baden-Württemberg bis Bayern – alle Abgeordneten der Fraktion haben in ihren jeweiligen Bundesländern Kinderwünsche und Kinderträume erfüllt. Matthias W. Birkwald und Niema Movassat schenkten der SOS-Kita Farbkleckse in Düsseldorf 5.000 Euro. Die Knirpse wünschten sich eine Wassermatschanlage für das weitläufige Außenareal und wollen in den Zoo und ins Kindermuseum. Sabine Zimmermann und Jörn Wunderlich übergaben dem SOS-Kinderdorf in Zwickau 12.000 Euro. Christine Buchholz und Sabine Leidig spendeten ihre Diätenerhöhung den SOS-Kindern in Frankfurt am Main. Damit wird ein eigener Garten angelegt, in dem gegraben, gesät, gepflanzt und am Ende geerntet werden kann. Martina Renner und Ralph Lenkert übergaben im Namen aller fünf Bundestagsabgeordneten aus Thüringen über 8.000 Euro an das SOS-Kinderdorf in Gera. Das Geld wird in den nächsten Sommerferien ausgegeben, die SOS-Kinder wollen mit einem Hausboot auf Tour gehen.    Keine einmalige Aktion    Der Platz hier reicht nicht aus, um jede und jeden der insgesamt 64 Abgeordneten zu nennen. Auch nicht, um sämtliche herzerwärmenden Kinderwünsche aufzuzählen. Ein Ponyhof war darunter, ein Tag im Hochseilkletterpark, Ballettspiegel und Ballettstange, Ausflüge auf Bauernhöfe, ein Robinsonspielplatz, der Besuch der Kinderoper "Hänsel und Gretel" in der Rheinoper Düsseldorf, eine Segeltour und immer wieder der Wunsch, ans Meer zu reisen. Es zu riechen, es anzufassen, sich darin zu tummeln. Die große Spende der Fraktion DIE LINKE lässt in diesem Jahr viele dieser Kinderträume wahr werden. Und die Fraktion hat sich auch bereits entschieden, wie es weitergehen wird mit dem Geld aus der Diätenerhöhung. Jede und jeder wird ganz individuell in seinem Wahlkreis entscheiden, ob und wie er das persönliche Spendenaufkommen 2015 erweitert.    Die Mitglieder der Fraktion DIE LINKE spenden ohnehin Monat für Monat Gelder aus ihren Bezügen für soziale und kulturelle Projekte. Nachzulesen ist das auf der jeweiligen Website der Abgeordneten. Darüber hinaus existiert seit zehn Jahren ein Fraktionsverein. Fast alle Abgeordneten, aber auch Fraktionsbeschäftigte, zahlen dort einen monatlichen Mitgliedsbeitrag von 30 Euro und eine Spende von 200 Euro ein. Geld, das für Projekte hier und in anderen Ländern gespendet wird. Im Jahr 2014 ging die größte Summe nach Rojava in Nordsyrien für den Wiederaufbau des zerstörten Krankenhauses in Kobanê. In Havanna wurden Kinder unterstützt, im Gazastreifen behinderte Menschen, im Sudan geflüchtete Frauen und Kinder, in Kurdistan Studenten. Im eigenen Land, weitgehend unbeachtet von der medialen Öffentlichkeit, wurden Frauenverbände, Mehrgenerationenhäuser, Aidshilfeprojekte, Einrichtungen der Tafel, der Bund der Antifaschisten, der Verein der Verfolgten des Nationalsozialismus, Kinder- und Jugendsportvereine, Kinderzirkus und Kindertheater, Schulausflüge mit Zuwendungen bedacht.   So lange es DIE LINKE gibt, teilt sie mit denen, die gesellschaftliche Teilhabe nur beschränkt oder gar nicht wahrnehmen können. Schöner und einfacher kann Politik nicht sein.