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Sozialer Aufschwung Ost statt sozialer Abschwung West

erschienen in Klar, Ausgabe 6,

Ein in Afghanistan zerschossenes Soldaten-Bein (Ost) ist weniger wert als ein genauso zerfetztes Soldaten-Bein (West). Unvorstellbar? Doch, so ist es versicherungsrechtlich.
Ein Arbeiter in den neuen Bundesländern verdient noch immer fast 20 Prozent weniger als sein Kollege in den alten Bundesländern. Obwohl er länger arbeiten muss als im Westen üblich.

Wer heute in Frankfurt/Oder mit 17 Jahren ins -Arbeitsleben startet, wird noch in 50 Jahren spüren, was er war: ein Ossi. Denn zum geringeren Lohn gesellen sich weniger Rentenpunkte als bei seinen Kollegen in Frankfurt am Main.

Wohl bemerkt: Wir leben im Jahr 17 der staatlichen Einheit. Und der Frankfurter-Ost hatte mit der verblichenen DDR bestenfalls so viel zutun, dass er in der Wendezeit gezeugt wurde. Ansonsten ist er ein originärer Bundesbürger - 2. Klasse.

Seit Jahren fordert DIE LINKE eine Angleichung der Verhältnisse Ost an West. Das wäre ein sozialer Aufschwung-Ost. Doch Pustekuchen: Die Regierung Kohl (CDU) war dazu nicht bereit, die Regierung Schröder (SPD) winkte ab und auch die Regierung Merkel (CDU) stellt sich taub.

Für so viel Apathie bieten sich zwei Erklärungen an: Die neuen Bundesländer haben zu wenig Wählerstimmen, um ins Gewicht zu fallen. Näher liegt allerdings das Kalkül: Wenn man im Osten für weniger Lohn länger arbeiten kann, dann muss das doch auch im Westen möglich sein. Das wäre die umgekehrte Angleichung, ein sozialer Abschwung West.

Von Petra Pau