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"Neue Privatisierungswelle droht"

Von Harald Weinberg, erschienen in Klar, Ausgabe 32,

Interview mit Harald Weinberg

 

 

 

 

Zahlreiche öffentliche Krankenhäuser wurden in den letzten Jahren geschlossen oder sind jetzt im Besitz privater Konzerne. Warum?

Harald Weinberg: Seit rund 20 Jahren werden Krankenhäuser von der Politik bewusst mit dem Fallpauschalen-System finanziell knapp gehalten. Aktuell schreibt die Hälfte der Krankenhäuser rote Zahlen, insbesondere öffentliche und freigemeinnützige Krankenhäuser standen und stehen am Rande des finanziellen Zusammenbruchs. Als »Ausweg« entschieden sich in den letzten Jahren viele Kommunen dafür, öffentliche Krankenhäuser an Aktiengesellschaften und Fonds zu verkaufen.

Wird das so weitergehen?

Eine neue Privatisierungswelle bei Krankenhäusern droht, weil die Schuldenbremse die Finanznot der Länder und Kommunen weiter verschärft. Zudem sieht die aktuelle Große Koalition keinen Handlungsbedarf bei den Fallpauschalen und setzt weiter auf den gnadenlosen Wettbewerb.

Welche Folgen hat dieser für die Menschen?

In möglichst kurzer Zeit müssen in den Krankenhäusern möglichst viele Fälle mit so wenig Personal wie möglich abgefertigt werden. Die Folgen sind Kostenstress für die Kliniken, Arbeitsstress für die Beschäftigten und Versorgungsmängel für die Patientinnen und Patienten.

Private Klinikkonzerne machen riesige Gewinne. Ist privat besser?

Der Erfolg der privaten Krankenhäuser beruht auf mehreren Faktoren: Sie suchen sich die wirtschaftlich lukrativen Abteilungen aus und sie schließen unrentable Bereiche, ohne Rücksicht auf deren Notwendigkeit für die Versorgung der Bevölkerung. Oft werden die Beschäftigten nicht nach Tarif bezahlt, und Personalkürzungen sind die Regel.