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Lehren aus der Ebola-Epidemie

erschienen in Clara, Ausgabe 34,

Den besten Schutz bietet ein öffentliches Gesundheitssystem. Doch auch die Entwicklung von Impfstoffen darf die Politik nicht den Pharmakonzernen überlassen.

Es gibt viele Gründe, weshalb die Ebola-Krise in Westafrika eskaliert ist und das Leben von Millionen von Menschen verändert hat. Entscheidend waren die unterschiedlichen Verhältnisse vor Ort: Während Nigeria einen größeren Ebola-Ausbruch im Keim ersticken konnte, weil es über ein funktionierendes öffentliches Gesundheitssystem verfügt, hatten Liberia und Sierra Leone von Anfang an kaum eine Chance.    Weil die vergangenen Ebola-Ausbrüche nur wenige Menschen in armen Ländern trafen, war es für die Pharmaindustrie wirtschaftlich nicht interessant, einen Wirk- oder Impfstoff zu entwickeln.    Die geringe Wirtschaftskraft der betroffenen Staaten ist ein weiterer Grund dafür, dass die Industriestaaten und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Hilferufe so lange überhörten. Aber auch seitdem die WHO im August den internationalen Gesundheitsnotfall ausrief, ist die Hilfe vor Ort noch immer in vielen Punkten unzureichend.    Das Ebola-Virus tötet zwar deutlich mehr als die Hälfte aller Infizierten, ist aber nur bei direktem Kontakt, etwa über die Schleimhäute, ansteckend. Bei einer solchen Epidemie gilt deshalb der Grundsatz: Je früher und konsequenter eine Gesellschaft gegen die Verbreitung eines Virus vorgeht, desto weniger Kapazitäten sind nötig und desto größer sind die Erfolgsaussichten. Exponentielle Übertragungsraten ziehen einen exponentiellen Ressourcenbedarf nach sich und machen einen schnellen Sieg unwahrscheinlicher.    Ein kostenloses öffentliches Gesundheitssystem ist immer und überall die beste Versicherung gegen Epidemien aller Art. Arme Länder beim Aufbau der Gesundheitsversorgung zu unterstützen, ist deshalb der wirkungsvollste Selbstschutz. Außerdem muss in Zukunft eine schnellere Reaktion der internationalen Gemeinschaft gewährleistet sein. Forschung an Wirk- und Impfstoffen darf nicht länger der privatwirtschaftlichen Logik von Pharmakonzernen überlassen werden.    Verantwortlich für die Koordination all dieser Punkte ist die WHO. Doch wegen Mittelkürzungen musste sie in den letzten fünf Jahren rund ein Drittel ihrer Krisenfachleute einsparen – darunter auch viele Ebola-Experten.