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Kunst & Kultur: Politik.Musik.Literatur.Begegnungen.

Von Lukrezia Jochimsen, Jan Korte, erschienen in Lotta, Ausgabe 10,

Am 11. und 12. September 2015 findet in Berlin wieder das Fest der Linken statt. Unter anderem mit einer szenischen Lesung und einer Debatte über einen „Heimatlosen“.

August 1965: Vor dem Landgericht in Frankfurt am Main geht nach 20 Verhandlungsmonaten und 183 Verhandlungstagen der Auschwitz-Prozess zu Ende. Es ist der größte Prozess in der Geschichte der deutschen Strafjustiz. Durchgesetzt hatte ihn der Hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer. Gegen die massiven Widerstände von Politik und Justiz in der damaligen Bundesrepublik.

Ein halbes Jahrhundert danach wollen DIE LINKE und die Rosa-Luxemburg-Stiftung an Fritz Bauer erinnern. Geboren 1903 in Stuttgart, wuchs in einer jüdischen Familie auf, war mit 27 Jahren der jüngste Amtsrichter der Weimarer Republik, wurde 1933 verhaftet und aus dem Amt gejagt. Der Grund dafür: seine jüdische Herkunft. Er flieht nach Dänemark, nach Schweden. Vier Jahre nach Ende des Zweiten Weltkrieges kommt er zurück. Geht zunächst nach Braunschweig, 1956 dann nach Frankfurt/Main. Und dort wird der Remigrant Generalstaatsanwalt, Vorgesetzter von fast 200 Staatsanwälten, Chef des größten Strafverfolgungsapparates der noch jungen Bundesrepublik. Sein großes Thema: „Der Unrechtsstaat der Jahre 1933 bis 1945. Sich seiner zu erinnern, über ihn aufzuklären, seine Wurzeln zu erkennen – und vor allem sein Fortwirken.“

Luc Jochimsen, Journalistin und selbst einst Abgeordnete der Linken, recherchierte in Archiven, stellte 50 Jahre nach dem Auschwitz-Prozess aus Plädoyers, Aufsätzen, Vorträgen, Büchern, Interview-Antworten von Fritz Bauer eine Collage zusammen. Beim Fest der Linken wird diese Szenische Lesung Premiere haben mit vielen prominenten Gästen, die in die Rollen der Beteiligten  von damals schlüpfen. Dabei sind Michel Friedmann, Hannes Heer, Gregor Gysi, Jan Korte, Burghart Klaußner – der übrigens in dem neuen Film „Die Heimatlosen“ Fritz Bauer verkörpert -  und Luc Jochimsen selbst. Prominent besetzt ist dann auch die Diskussionsrunde danach: Hannes Heer, vor allem bekannt durch die Wehrmachtsausstellung, Erado Rautenberg, Generalstaatsanwalt Land Brandenburg, Jan Korte, linkes Mitglied im Innenausschusses des Bundestags, und Volkmar Schöneburg, Jurist und Landtagsabgeordneter DIE LINKE in Potsdam.

 

Fritz Bauer – und der Unrechtsstaat

Szenische Lesung und Diskussion

Berlin, Kino Babylon

12.September 2015

Beginn 17.00 Uhr