Einer der größten Industriekonzerne Deutschlands, die Siemens AG, will in den kommenden Jahren knapp 7 000 Arbeitsplätze vernichten, darunter rund 3 300 Jobs hierzulande. Unter anderem sollen die Standorte in Leipzig und Görlitz komplett geschlossen, das Werk in Erfurt soll verkauft werden. Kurz zuvor hatte sich Konzernchef Joe Kaeser öffentlich damit gebrüstet, dass das Unternehmen im vergangenen Jahr einen Gewinn von rund 6,2 Milliarden Euro nach Steuern erzielte – das ist eine Steigerung von 11 Prozent.
In der Belegschaft wachsen derweil Wut und Widerstand. Die Mechatroniker, Industriemechanikerinnen, Ingenieurinnen, Logistiker und Kaufleute sind bereit, sich gegen die angekündigten Massenentlassungen und Werksschließungen zu wehren. Mit Unterstützung der Gewerkschaft IG Metall haben sie Mitte November vor vielen Standorten in der ganzen Republik demonstriert. In Berlin fanden Autokorsos und Kundgebungen statt. »Der Mensch ist in diesem Konzern nichts wert«, beklagt sich ein langjähriger Mitarbeiter in den Medien. Ein anderer sagt, dass man nun merke, »wie asozial ein Unternehmen sein kann«. Weitere Aktionen, möglicherweise auch Streiks, sind geplant. Die Fraktion DIE LINKE hat sich mit den Beschäftigten in ihrem Kampf für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze solidarisiert. Zahlreiche Abgeordnete beteiligten sich vor Ort an den Protesten. Auch im Deutschen Bundestag hat die Fraktion DIE LINKE das Verhalten der Konzernführung thematisiert und Vorschläge unterbreitet, um zukünftig zu verhindern, dass Unternehmen, die hohe Gewinne machen, Massenentlassungen vollstrecken.
Die Siemens AG, vor mehr als 150 Jahren in Berlin gegründet, ist heute ein börsennotierter Konzern, der in knapp 200 Ländern Geschäfte macht. Der Umsatz stieg im zurückliegenden Geschäftsjahr um vier Prozent auf insgesamt 83 Milliarden Euro. Werner von Siemens, der Gründer des Traditionsunternehmens, sagte einst: »Für den augenblicklichen Gewinn verkaufe ich die Zukunft nicht.« Es ist höchste Zeit, dass die Beschäftigten den aktuellen Konzernchef daran erinnern.
Ruben Lehnert
Die Vorsitzenden von Fraktion und Partei DIE LINKE, Sahra Wagenknecht, Dietmar Bartsch, Katja Kipping und Bernd Riexinger, haben sich mit den Beschäftigten von Siemens und ihrem Kampf für den Erhalt ihrer Arbeitsplätze solidarisiert. »Wir halten es für richtig und bitter nötig, dass ihr für jeden einzelnen Arbeitsplatz auf die Straße geht und euch gegen diesen Frontal-angriff des Managements wehrt«, heißt es in dem Brief an die Belegschaft. Den Bossen bei Siemens werfen die Autorinnen und Autoren vor, keine Scheu zu haben, »verantwortungslos gegenüber dem Lebensrisiko, dem Armutsrisiko und dem Zukunftsrisiko von Tausenden Menschen und ihren Familien zu handeln«. Ihnen gehe es ausschließlich um Gewinnmaximierung. Die Absender fordern von Siemens, »dass alle betriebsbedingten Kündigungen und Werksschließungen unterbleiben«. Sie kündigen an, »weiter Druck auf die Bundesregierung zu machen, damit diese ihrer Verantwortung für die betroffenen Beschäftigten nachkommt und endlich Druck auf die Konzernspitze ausübt«. Unterzeichnet haben den Brief auch Abgeordnete der Fraktion DIE LINKE aus Offenbach, Görlitz, Erlangen, Berlin, Mülheim an der Ruhr, Leipzig und Erfurt, in deren Wahlkreis Werke von Siemens existieren.