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Im Netz der Datenfischer

erschienen in Klar, Ausgabe 35,

Dank Hightech erfahren internationale Konzerne auch unsere intimsten Geheimnisse. Studien zufolge kennt Facebook die Interessen seiner Nutzer bereits nach einigen »Gefällt mir«-Angaben besser als die eigene Familie. Die US-amerikanische Supermarktkette Target kann aus Einkaufsgewohnheiten schlussfolgern, ob Kundinnen schwanger sind, um ihnen zielgenaue Reklame für Babykleidung und Schnuller unterzujubeln.

Das Lieblingsrestaurant, Hobbys, musikalische, sportliche oder sexuelle Präferenzen – all diese Informationen sind für viele Konzerne enorm wertvoll, weil sie Rückschlüsse auf Konsumgewohnheiten zulassen und so gezielte Werbung ermöglichen. Diese Daten werden deshalb gehandelt wie Waren. Unternehmen sammeln sie, werten sie aus und verkaufen sie weiter.

Doch nicht nur globale Konzerne durchleuchten die Menschen. Auch Geheimdienste spionieren die Bevölkerung dieses Planeten so umfangreich aus wie nie zuvor. Besonders gierig ist der US-amerikanische Geheimdienst NSA. Niemand, der elektronische Medien nutzt, scheint vor dieser Überwachung sicher zu sein.

Laut Medienberichten soll die NSA weltweit kontrollieren können, wer wann wie mit wem kommuniziert, und diese Informationen nahezu vollständig in den USA speichern. Mehr als 100.000 Menschen soll der Dienst in Echtzeit überwachen: Wenn sie ins Internet gehen, eine Mail versenden oder skypen, erfahren das die Agenten sofort und können die Kommunikation live verfolgen. Zudem soll der Geheimdienst sie sogar in Teilen manipulieren können.

Die NSA kooperiert dabei nicht nur mit Internetkonzernen wie Yahoo, Google, Apple und greift von ihnen in großem Stil Kommunikationsdaten ab. Auch der Bundesnachrichtendienst (BND) hat für die amerikanischen Kollegen einen Internetknotenpunkt in Frankfurt am Main überwacht und gesammelte Daten weitergeleitet.

Zwar wird offiziell behauptet, der BND habe keine Informationen über Bundesbürgerinnen und -bürger weitergegeben, denn das wäre verfassungswidrig. Enthüllungen im Zuge der NSA-Affäre lassen jedoch das Gegenteil vermuten. Denn der BND kann kaum unterscheiden, welche Daten von Deutschen stammen und welche nicht.

Die Gier der Geheimdienste kennt keine Grenzen. Bereits heute soll der BND jeden Tag rund 220 Millionen Kommunikationsdaten speichern. Doch das reicht ihm nicht: Mehrere Hundert Millionen Euro will die Bundesregierung investieren, um Blogs, Foren und soziale Plattformen noch umfassender zu überwachen.   Geheimdienste und Konzerne fischen – jeder für sich und häufig gemeinsam –, bis ihnen selbst die intimste Information ins Netz geht.