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Goldman Sachs: Die Firma und ihre Männer

erschienen in Klar, Ausgabe 27,

Kaum ein Investmenthaus dieser Welt hat so stark von der Krise profitiert wie Goldman Sachs. Warum? Weltweit hat es seine eigenen Leute in politisch wichtigen Stellungen postiert.

Während der Immobilienkrise im Jahr 2007 in Nordamerika standen sämtliche Investmenthäuser vor dem Ruin. Nur Goldman Sachs, das in den USA auch „die Firma“ genannt wird, überstand die Krise als einziger Gewinner. Zwar erzielte „die Firma“ im Jahr 2008 nur noch 1,5 Milliarden Euro Gewinn, nachdem sie noch im Vorjahr einen Jahresgewinn von 13 Milliarden Euro ausgewiesen hatte, doch immerhin erzielte sie im Gegensatz zu fast allen anderen auf dem Höhepunkt der Krise einen Gewinn. Aber wie hat es Goldman Sachs geschafft, so durch die Krise zu kommen?

Ihr Trick: Sie kreierte vergiftete Immobilienpapiere und bewarb sie mit dem Toprating AAA. Aber im Gegensatz zu anderen Finanzanbietern verkaufte sie nicht nur die vergifteten Papiere an Banken, Staaten oder Privatpersonen, sondern wettete gleichzeitig auf den Totalverlust der verkauften Papiere. In die Geschichtsbücher ging das unter der Bezeichnung „the big short“ ein – die große Abzocke. Zudem installierte Goldman Sachs über Jahrzehnte ein einflussreiches Netzwerk mit ehemaligen Mitarbeitern auf höchster politischer Ebene. Damit gelang „der Firma“ im Jahr 2008 der größte Erfolg: der Ruin des Hauptkonkurrenten Lehman Brothers.

Als Lehman Brothers in der Krise taumelte, urteilte der damalige US-Finanzminister Hank Paulson, dass sich der Staat nicht einmischen dürfe. Lehman Brothers ging pleite. Noch am selben Tag aber rettete Paulson als Finanzminister einen der größten Versicherer, an dem Goldman Sachs Anteile besaß: AIG. Hank Paulson gehörte zum Netzwerk „der Firma“. Vor seiner Amtszeit als Finanzminister war er Geschäftsführer bei Goldman Sachs.

Das Resultat des Skandals bleibt erschütternd: Paulson wurde im Jahr 2009 in einer Anhörung des US-Kongresses bloßgestellt, aber nicht angeklagt, und das Verfahren gegen Goldman Sachs wurde durch einen Vergleich in Höhe von 400 Millionen Euro eingestellt.

Welchen Profit Goldman Sachs aus der Finanzkrise in Europa schöpfen wird, ist noch nicht absehbar. Klar ist nur, „die Firma“ hat auch in Europa ehemalige Mitarbeiter in höchsten Positionen: ob mit dem Ministerpräsidenten von Italien, Monti, dem EZB-Chef Draghi, dem ehemaligen EZB-Chefvolkswirt Issing oder dem Leiter der Schulden-Management-Agentur für Griechenland, Christodoulou.