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Gleichstellung auf dem Land in weiter Ferne

erschienen in Querblick, Ausgabe 9,

Für die Bundestagsfraktion DIE LINKE sind nicht nur die großen Städte wichtig, auch wenn dort zugegebenermaßen viele Menschen leben, also auch potenzielle Wählerinnen und Wähler. Unser Kampf für eine sozial gerechte und ökologisch zukunftsfähige Gesellschaft wird sich aber auch daran messen lassen müssen, wie wichtig uns die Möglichkeiten für ein selbstbestimmtes Leben in den Dörfern und kleinen Städten sind. Dass gerade junge Frauen verstärkt in die Städte abwandern, wird zwar immer mal wieder in den Medien erwähnt, aber ohne oder mit abenteuerlichen Reaktionen.

Das Frauenplenum der Bundestagsfraktion hatte 2007 eine Studie zur Gleichstellung in den ländlichen Räumen veröffentlicht, die sich auf die Ursachensuche gemacht hatte. Sie hat zum Beispiel gezeigt, dass der Abbau von öffentlicher Daseinsvorsorge vor allem von Frauen kompensiert werden muss, was ihre eigenen Spielräume reduziert. Existenzsichernde Arbeit fehlt gerade auch für Frauen. Gerade zeigt eine neue Studie, dass die Entgeltdiskriminierung von Frauen in den ländlichen Räumen mit 33 Prozent  deutlich höher ist als in den Großstädten (12  Prozent).

Die Förderpolitik für die ländlichen Räume trägt offensichtlich nicht dazu bei, die Gleichstellung von Frauen und Männern in den ländlichen Räumen zu erreichen. Zu diesem Ergebnis kommt die Nachfolgestudie, die im Auftrag des Frauenplenums der Frage nachgegangen ist: Wie geschlechtergerecht ist die Förderpolitik?

Das Ergebnis ist ernüchternd. Wo frau hinschaut, fehlt geschlechtersensibles Hinsehen und Handeln. Eine geschlechtergerecht aufgearbeitete Datengrundlage zur Einschätzung, wie sich Maßnahmen auf Frauen und Männer auswirken, gibt es nur ansatzweise. Einen gleichberechtigten Zugang zu Fördermöglichkeiten gibt es nicht, auch weil sich Fördertöpfe auf männerdominierte Bereiche konzentrieren. Dabei wäre angesichts der aktuellen Situation eine aktive Förderung von Frauen nötig. Schlussfolgerung: Wir brauchen mehr Genderkompetenz in der Förderpolitik und wir brauchen eine geschlechtergerechte Förderpolitik! Nicht nur in den ländlichen Räumen!
Kirsten Tackmann, MdB, Frauen- und Agrarpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE. im Bundestag