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»Gesetzlicher Mindestlohn nutzt Frauen«

Von Jutta Krellmann, erschienen in Querblick, Ausgabe 19,

Arbeitsmarktexpertin Jutta Krellmann (DIE LINKE) fordert mehr Anerkennung für Erziehungs- und Pflegearbeit und ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft.

Weshalb erhalten Frauen bei gleicher Qualifi­kation noch immer rund ein Viertel weniger Lohn als Männer? Was wollen Sie dagegen tun?

Jutta Krellmann: Die Regierung belässt es bei Ankündigungen, die sie selbst immer wieder platzen lässt, so wie die geplante Frauenquote in den Chefetagen jetzt von Kanzlerin Merkel (CDU) einkassiert wurde. Wir brauchen endlich ein Gleichstellungsgesetz für die Privatwirtschaft. Denn einerseits haben wir immer noch eine krasse Lohndiskriminierung, bereits beim Berufseinstieg. Und das, obwohl Frauen im Durchschnitt die besseren Berufs- und Hochschulabschlüsse haben! Anderseits kommen die strukturellen Diskriminierungen hinzu: die schlechtere Bezahlung in den von Frauen dominierten Berufen, die gesellschaftlichen Rollenbilder und schlechte Kinderbetreuungsmöglichkeiten. Gleichstellung darf nicht an den Betriebstoren enden.

Frauen arbeiten häufiger in prekären Beschäftigungsverhältnissen als Männer. Was wollen Sie tun, damit Frauen mehr gut bezahlte Vollzeitarbeitsplätze erhalten?

Wir wollen die prekären Jobs überwinden: Von Arbeit müssen die Menschen gut leben können. Die staatliche Infrastruktur der Kinderbetreuung und der Pflege muss endlich flächendeckend und qualitativ gut ausgebaut werden. Und wer Erziehungs- oder Pflegearbeit selbst übernehmen will, muss einen entsprechenden Lohnausgleich erhalten. Diese wichtigen Aufgaben müssen endlich die ihnen zustehende gesellschaftliche Anerkennung erhalten.

Inwiefern profitieren besonders Frauen von einem gesetzlichen Mindestlohn?

Der Anteil von Frauen im Niedriglohnsektor beträgt 70 Prozent. Meist fallen niedrige Stundenlöhne und kurze Arbeitszeiten bei Teilzeit- oder Minijobs zusammen. Die Folge sind die Verfestigung sozialer Geschlechterrollen und der Zwang, mit Hartz IV aufzustocken. Ein gesetzlicher Mindestlohn würde zumindest für eine Verbesserung sorgen.

Jutta Krellmann, Sprecherin für Arbeits- und Mitbestimmungspolitik der Fraktion DIE LINKE