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Gemeinsam gegen Altersarmut

Von Yvonne Ploetz, erschienen in Lotta, Ausgabe 4,

Zwei Drittel aller Frauen im Rentenalter erhalten eine Rente unterhalb der Grundsicherung.

Die meisten Frauen in Deutschland beziehen nicht genug Rente, um ihren Lebensbedarf zu decken. Zwei von drei Frauen, die im Jahr 2011 in Rente gegangen sind, erhalten eine Altersrente, die unterhalb der Grundsicherung liegt. Ihr Anteil ist seit dem Jahr 2003 um 20 Prozent gestiegen. Die Grundsicherung im Alter, die von armen Seniorinnen und Senioren beantragt werden kann, liegt inklusive Wohnkosten aktuell bei 707 Euro im Monat.

All diese Zahlen stammen von der Bundesregierung. Sie sind das Ergebnis einer Großen Anfrage, die die Fraktion DIE LINKE Ende des Jahres 2012 an die Regierung gestellt hat. Betrachtet man die umfangreiche Faktensammlung im Detail, wird das Bild differenzierter, aber nicht weniger besorgniserregend.

Frauen, die sich vor zwei Jahren zur Ruhe gesetzt haben, erhalten im Durchschnitt rund 40 Prozent weniger Rente als Männer: Sie erhalten eine gesetzliche Rente von nur 520 Euro, Männer beziehen 868 Euro im Monat. Die Rentenunterschiede zwischen Frauen und Männern sind hierzulande deutlich größer als in den meisten anderen europäischen Ländern.

"Die Altersvorsorge von Frauen ist völlig unzureichend", schlussfolgert Yvonne Ploetz, frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE und eine der Initiatorinnen der Anfrage. Die von der Bundesregierung geplante sogenannte Zusatz- rente kritisiert sie als "heiße Luft" und "Wahlkampfgetöse". Da Frauen im Schnitt nur knapp 30 Versicherungsjahre vorzuweisen haben, werden sie keine Zuschüsse zu ihrer Rente erhalten. Denn die Vorschläge der Regierung sehen vor, dass nur diejenigen Menschen eine Förderung bekommen sollen, die mindestens 40 Beitragsjahre nachweisen können.

Hohe Löhne bedeuten bessere Renten

Diese wachsende Altersarmut resultiert aus Entscheidungen, die CDU/CSU, SPD, Grüne und FDP in unterschiedlichen Konstellationen in den vergangenen zehn Jahren getroffen haben. Sie betreffen sowohl die Renten- als auch die Arbeitsmarktpolitik. In der Rentenpolitik macht sich negativ bemerkbar, dass das Rentenniveau kontinuierlich abgesenkt wird, unter anderem indem solidarische Maßnahmen wie die Aufwertung geringer Verdienste bei der Rentenberechnung oder die Rentenbeiträge bei Langzeitarbeitslosigkeit gekürzt wurden. Hinzu kommt, dass gleichzeitig das Renteneintrittsalter auf 67 Jahre angehoben wurde.
Da die Höhe der Renten an die Entwicklung der Löhne gekoppelt ist, finden sich zahlreiche Ursachen auch in der Arbeitsmarktpolitik der vergangenen Jahre. So ist der Niedriglohnsektor seit mehr als zehn Jahren beständig ausgebaut worden. Die Zahl der prekären Beschäftigungsverhältnisse – Leiharbeit, Minijobs, befristete Stellen – ist stetig gewachsen: Heute muss ein Viertel aller Beschäftigten zu Niedriglöhnen arbeiten. Negativ auf den Rentenanspruch wirken sich zudem Unterbrechungen im Erwerbsleben wegen Kindererziehung, Pflege oder Arbeitslosigkeit aus, ohne dass diese ausreichend abgesichert sind.

Frauen leiden unter dieser Entwicklung besonders. Sie weisen häufiger als Männer unregelmäßige Erwerbsbiografien auf. Und auch wenn die Erwerbstätigkeit von Frauen zunimmt, sie arbeiten besonders häufig in Teilzeit, in sozial- versicherungsfreien Beschäftigungsverhältnissen und zu Niedriglöhnen.

Um Frauen wirksam vor Altersarmut zu schützen, seien umfangreiche Veränderungen notwen- dig, meint Yvonne Ploetz. Das Rentenniveau müsse angehoben werden. "Gleichzeitig müssen Frauen mehr eigenstän- dige und höhere Rentenansprüche erwerben können: Kitaausbau, bessere Anerkennung von Kindererziehung und ein gesetzlicher Mindestlohn von zehn Euro gehören in jedem Fall dazu", sagt die  28-Jährige. Ziel sei es, allen Rentnerinnen ein Leben frei von Armut zu garantieren.