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Für Frieden und Gleichberechtigung

Von Ulla Jelpke, erschienen in Lotta, Ausgabe 4,

Der Internationale Frauentag ist heute so aktuell wie vor hundert Jahren, argumentiert Ulla Jelpke.

Auf einen Vorschlag der deutschen Sozialistin Clara Zetkin beschloss die Internationale Sozialistische Frauenkonferenz im Jahr 1910 die Einführung eines internationalen Frauentags, der im folgenden Jahr erstmals in einer Reihe von Ländern gefeiert wurde.

In Deutschland bedurfte es zuerst einer Revolution, um das Frauenwahlrecht, damals die zentrale Forderung der Frauenbewegung, durchzusetzen. Mit Ausrufung der Republik nach der Novemberrevolution in den Jahren 1918/19 hatten die Frauen zwar politische Gleichberechtigung errungen, doch sie wurden weiterhin sozial als Bürgerinnen zweiter Klasse behandelt.

Zur Erinnerung an die Petrograder Arbeiterinnen, die mit ihrem Streik am 8. März 1917 die russische Revolution mit dem Sturz des Zaren auslösten, wurde der Frauentag von der sozialistischen Frauenbewegung nun fest auf dieses Datum gelegt. Im Jahr 1977 erkannte auch die Generalversammlung der Vereinten Nationen diesen Tag offiziell an.

In der DDR, wo die rechtliche und soziale Gleichstellung der Frau weiterentwickelt war als in der Bundesrepublik, nahm der Frauentag Feiercharakter an. Dagegen griff die autonome Frauenbewegung in der BRD seit Ende der 1960er Jahren die kämpferische Tradition dieses Tags wieder auf: Die Frauen pro- testierten gegen das Abtreibungsverbot des Paragrafen 218 und für Selbstbestimmung über den eigenen Körper. Weltweit sind Frauen weiterhin Unterdrückung und sexualisierter Gewalt ausgesetzt. Die tagelangen Proteste nach der tödlichen Massenvergewaltigung einer Studentin in Indien haben Ende letzten Jahres ein Schlaglicht auf die Rechtlosigkeit vieler Frauen geworfen. In Kriegen und Bürgerkriegen sind Frauen die ersten Opfer. Der Internationale Frauentag ist damit auch ein Kampftag für den Frieden.

In der Bundesrepublik werden Frauen weiterhin diskriminiert. Sie erhalten für gleiche Arbeit oftmals deutlich weniger Lohn als ihre Kollegen. Gleichzeitig tragen Frauen den größten Teil der unbezahlten Hausarbeit auf ihren Schultern. Mit ihrer als Betreuungsgeld beschönigten Herdprämie versucht die schwarz-gelbe Bundesregierung, noch mehr Frauen aus dem Erwerbsleben zu drängen.

Die Forderungen ändern sich. Doch der Kampf um die volle Gleichberechtigung von Frauen bleibt auf der Tagesordnung.

Ulla Jelpke ist innenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE