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Für Brot, Frieden und Gerechtigkeit

erschienen in Lotta, Ausgabe 1,

Rückblick: Kairo im Januar 2011. Vier Genossen von Ola Shaba werden verhaftet. Für die 33-Jährige und ihre Gruppe ist damit das Fass übergelaufen. Mit Flashmobs wollen sie am 25. Januar 2011 auf die Straße ziehen und gegen die willkürlichen Verhaftungen durch Mubaraks Polizei demonstrieren.
Gehofft hatten sie auf einige tausend DemonstrantInnen auf dem Tahrirplatz. Gekommen aber waren Zehntausende. Drei Tage später versammelten sich bereits 350 000. Was für ein Gefühl. »Wir haben gespürt, dass wir etwas ändern können, wenn wir gemeinsam standhaft bleiben«, erzählt Ola Shaba bei einer Begegnung in Berlin. Dabei leuchten ihre Augen. Auch wenn sie jetzt, 2012, nicht glücklich ist über die Wahlergebnisse für das ägyptische Parlament. Eine Zweidrittel­mehrheit von islamistischen Kräften, dazu die herrschende Macht des Militärrats. Die Kraft des Widerstands, »das wird uns keiner mehr nehmen«, sagt die junge Ägyp­terin.
Es waren Frauen, die in den Aufständen des vergangenen Jahres begannen, Führungspositionen zu übernehmen, Verhandlungen zu führen, Bündnisgespräche zu organisieren. Sie erdachten neue Aktionen und mobilisierten dafür. Sie waren von der Straße nicht wegzudenken, gerieten in die Gewalt des Militärs. Zornig und mutig stellten sie sich der Polizei entgegen, räumten Tränengasbomben weg, damit die Demonstration weitergehen kann, hielten Schilder hoch gegen die Übermacht der Polizei.
Ola Shaba schildert, wie und was sich bei den Frauen verändert hat durch die Kämpfe im letzten Jahr. Bei den Demonstrationen im November standen die Frauen erneut in der ersten Reihe und zeigten dem Militär ihren zivilen Ungehorsam. Die Frauen wissen, sie waren und sind wichtiger Bestandteil der Revolution. An der Seite der Männer. Ola Shaba findet dafür ein schönes Bild: »Ich bin eine Frau, ich werde auf die Straße gehen und demonstrieren. Bist Du Manns genug, mit mir zu demonstrieren und mich zu beschützen?«