Aids bedeutet heute etwas anderes als 1983, als das Hi-Virus entdeckt wurde, der Auslöser der Immunschwächekrankheit. Der Spiegel warnte vor »der tödlichen Seuche« und prophezeihte massenhaftes Sterben. Diese Szenarien sind bei uns nicht eingetreten. In den Ländern des Südens leider schon. Hier fehlt es an Gesundheitsversorgung und Medikamenten, weil die Staaten des Nordens zu wenig helfen und weil Pharmakonzerne nur Gewinne abschöpfen wollen. Skandalös, denn Aids ist zu einer behandelbaren Erkrankung geworden. Gut versorgte und behandelte HIV-Positive können durchaus hoffen, noch bis zur Rente zu arbeiten. So gut sind die Medikamente geworden. Aber denjenigen, denen es schlecht geht, will die Bundesregierung an den Kragen. HIV-positive Hartz-IV-Empfänger/innen und Geringverdiener/innen müssen mit erhöhten Krankenkassenbeiträgen und mit weiteren Zuzahlungen bei Medikamenten rechnen, während gesunde Wohlhabende sich die Hände reiben und sparen. Das ist schwarz-gelbe Solidarität. Doch wir brauchen wirkliche Solidarität. Statt Schuldzuschreibungen brauchen wir Hilfe und Unterstützung. Statt dem Strafrecht brauchen wir mehr Aufklärung. Immer mehr HIV-Positive leben in Deutschland, da die Lebenserwartung gestiegen ist, aber auch, weil es jährlich etwa 3 000 zusätzliche Neuinfektionen gibt. Aids geht damit umso mehr uns alle an. DIE LINKE will eine solidarische Gesellschaft, in der alle Menschen gleiche Teilhabe haben.
Von Barbara Höll, Sprecherin für Lesben- und Schwulenpolitik der Fraktion DIE LINKE