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Editorial

Von Yvonne Ploetz, erschienen in Lotta, Ausgabe 2,

Weiblich, gut ausgebildet und trotzdem mies bezahlt.

Liebe Leserinnen und Leser,

wir leben in unsicheren Zeiten. Wo auf der einen Seite der Club der Millionäre immer größer wird, werden auf der anderen Seite immer mehr Menschen an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Prekarität, Armut und Existenzangst tragen vor allem ein weibliches Gesicht. Frauen sind es, die bei Schlecker entlassen wurden, viel zu viele Frauen arbeiten zu niedrigen Löhnen und in Minijobs. Immer wieder unterbrechen sie ihr Arbeitsleben wegen Arbeitslosigkeit oder Erziehungs- und Pflegezeiten. Das bringt im Moment nicht nur weniger Geld ins Portemonnaie, sondern bedeutet im Alter fast immer weniger Rente, nicht selten sogar Armut.

Prekarität zieht Unsicherheit nach sich. Unsicherheit darüber, was nach dem Job kommt, ob das Geld für den Monat reicht oder was die Anderen denken, wenn man nicht dauerhaft in Lohn und Brot ist. Aus Arbeitslosigkeit und niedrigen Löhne erwachsen somit unzählige Probleme, die sich im Alltag niederschlagen, in der Partnerschaft und immer häufiger zu psychischen Erkrankungen führen. In Deutschland zeigen sich die Folgen der Wirtschaftskrise anders als in Griechenland oder Spanien: Bei uns macht sich eine zunehmende Prekarisierung der Lebens- und Arbeitswelt bemerkbar. Und die hat viele Gesichter – Stress im Arbeitsalltag, das Gefühl, in immer kürzerer Zeit immer mehr schaffen zu müssen, Angst vor dem Verlust des Jobs, und sei er noch so schlecht bezahlt, Angst vor Hartz-IV-Sanktionen oder davor als Erwerbslose auf dem Amt nicht als Bürgerin, sondern als Bittstellerin wahrgenommen zu werden.

Diese Ausgabe der Lotta erzählt davon, dass kaum eine Berufsgruppe von Niedriglöhnen, Teilzeitarbeit, befristeten Anstellungen oder dauerhaften Minijobs verschont bleibt. Es betrifft die Studentin ebenso wie die Kindergärtnerin und die Schauspielerin bis hin zu Frauen, die längst im Pensionsalter sind. DIE LINKE will Mut machen, sich dagegen zu wehren. Darum schaut unser feministisches Magazin Lotta hinter die Kulissen. Wir wollen mit dieser Ausgabe Nummer 2 die alltäglichen Ungerechtigkeiten sichtbar machen. Denn Armut und Ausgrenzung dürfen in unserer Gesellschaft nicht als normal und selbstverständlich hingenommen werden. Das wünsche ich mir und dafür kämpfe ich – am liebsten mit Ihnen gemeinsam.

Ihre Yvonne Ploetz

Frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE