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Editorial

Von Yvonne Ploetz, erschienen in Lotta, Ausgabe 3,

Ohne Frauen kein Frieden

Liebe Leserin, lieber Leser,

 

Opfer, Täterinnen, Legitimationsgrund für Militäreinsätze, Friedensstifterinnen? Zum »Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen« gehen wir der Lage von Frauen in Kriegs- und Konfliktsituationen auf den Grund. Tagtäglich sind uns die Kriegstragödien durch Presse, Fernsehen, Politik präsent: Die Situation in Syrien spitzt sich dramatisch zu, Afghanistan hält uns seit Langem in Atem, Vergewaltigungen wie damals im Jugoslawienkrieg oder in Ruanda schockieren uns.

Doch nur selten wird der Blick in Richtung der betroffenen Frauen gewendet. Nur selten wird nach den spezifischen Auswirkungen auf Frauen geforscht. Nur selten wird gefragt, ob Geschlechterbeziehungen Einfluss auf Kriege haben. Das nehmen wir zum Anlass, um einen feministischen, geschlechteranalytischen Blick auf die Friedens- und Konfliktforschung zu werfen. In allen Konfliktregionen der Welt wenden sich Aktivistinnen und Aktivisten gegen die Militarisierung der Gesellschaft, gegen ausländische Truppen und setzen sich für ein gewaltfreieres Leben ein. Diesen Frauen mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als dem immer wieder zu hörenden Kriegsgeschrei, ist vordringliche Aufgabe dieser Lotta. Johanna Bussemer stellt die Gretchenfrage: Sind Frauen der Anlass, Kriege zu führen, oder sind sie die Leidtragenden? Von Leid und Verlust erzählt die Publizistin Jasna Zajcek. Sie ist unterwegs im Grenzgebiet zwischen Syrien und dem Libanon, hat Frauen getroffen, die mit nicht mehr als dem, was sie auf der Haut trugen, aus ihren Dörfern fliehen mussten. Aber sie erfuhren Hilfe auf der Flucht. Und was bleibt, ist die Hoffnung auf Frieden. Tobias Pflüger schaut auf den Syrienkonflikt, fragt danach, wie er sich weiterentwickeln wird und wie sich die Kämpfe, die Zerstörung auf die Frauen in der Region auswirken. Und Lotta fragt, wie sich Frauen in der »Männerwelt« der Armee verändern? Gleichberechtigt kämpfen und schießen sie an der Seite von Männern, doch können Soldatinnen die Regeln des Kriegs ändern, den Krieg humaner machen?

 

Das und vieles mehr erwartet Sie in dieser Ausgabe von Lotta. Einen Beweggrund, der nicht unwesentlich zur Beschäftigung mit diesem Thema geführt hat, will ich Ihnen nicht verschweigen: Wir als Fraktion DIE LINKE im Bundestag haben von Anfang an konsequent Nein zu allen Kampfeinsätzen und zur Kriegsbeteiligung Deutschlands gesagt und sind der festen Überzeugung, dass nur Gewaltverzicht die Bevölkerung, Frauen wie Männer und ihre Kinder, wirklich schützen kann.

Wir haben den Frieden im Blick – in diesem Magazin, in unserer Überzeugung und in unserer tagtäglichen politischen Arbeit.

 

Ihre Yvonne Ploetz

Yvonne Ploetz ist frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE