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Editorial

Von Yvonne Ploetz, erschienen in Lotta, Ausgabe 4,

Frauen kämpfen weltweit um Anerkennung für ihre Rechte. Viel zu viele werden tagtäglich Opfer von Gewalt und Unterdrückung. Der 8. März ist der Tag, der uns an all das erinnert und uns stets aufs Neue mahnt, weiter für unsere Vorstellung von einer gerechten und besseren Welt zu streiten. Dies ist ein Grund für uns, eine besondere Ausgabe der Lotta zum Internationalen Frauentag herauszugeben.

Am Anfang des Internationalen Frauentags standen der Kampf um Gleichberechtigung und das Frauenwahlrecht, wie Ulla Jelpke in ihrem Beitrag ausführt. Das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und sexuelle Selbstbestimmung, Löhne und Armut sind neue Herausforderungen. Doch ob ein Beruf Spaß macht, ob der Lohn von Frauen ausreicht für ein gutes Leben, wird viel zu selten gefragt. Dabei sind Erwerbslosigkeit, niedrige Löhne, fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten und schlechtes Betriebsklima Gründe, aus denen vielfältige Probleme erwachsen. Wie wir Frauen es dennoch schaffen, zwischen den widersprüchlichen Anforderungen von Familie und Beruf nicht zerrieben zu werden, ist eine Frage, auf die Diana Golze im Interview eingeht. Gute Löhne, gute Arbeit, gute Rente, auf diesen Forderungskatalog konzentriert sich wiederum Matthias Birkwald, Rentenexperte der Fraktion DIE LINKE. Denn an all diesen Punkten müssen wir ansetzen, damit Wir alle im Alter ein gutes Leben führen können.

Dazu gehört auch die Qualität der Pflege. Leider ist die  Pflege alter Menschen zuerst ein Geschäft – auf Kosten der Angestellten und der Alten. Davon berichtet eine Pflegeheimmitarbeiterin in diesem Heft. Kathrin Senger-Schäfer erläutert die Vorzüge der solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung. Dass frau ihr Schicksal auch selbst in die Hand nehmen kann, davon zeugen die Initiativen ehemaliger Verkäuferinnen des Drogieriekonzerns Schlecker: Sie schmeißen nun ihren eigenen Laden.

Der Internationale Frauentag ist für mich ein Tag für den Kampf für Emanzipation, für die Befreiung von Frauen aus vielfältigen Abhängigkeitsverhältnissen. Aber ein Tag reicht nicht! Jeden Tag müssen wir unsere Forderungen aktualisieren. Der Frauentag ist deshalb auch ein Tag, um über aktuellen Feminismus nachzudenken. Dieser muss meiner Ansicht nach global sein und über die marktförmige Einbindung von Frauen in die Mühlen der Lohnarbeit hinaus solidarische Formen des Zusammenlebens entwickeln und die gesamte Bandbreite der Lebenswirklichkeit von Mädchen und Frauen einfangen.

Was ist Ihre Vorstellung von einem zeitgemäßen Feminismus? Wie sieht Ihr Frauentag aus? Schreiben Sie uns, wenn Sie mögen. Wir freuen uns auf Ihre Antworten.

Viel Spaß beim gemeinsamen Kämpfen! Und bei der Lektüre des vorliegenden Hefts!

Ihre Yvonne Ploetz

Yvonne Ploetz ist frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE