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Die LINKE lädt ein zu POPKULTURPOLITIK

Von Sigrid Hupach, erschienen in Lotta, Ausgabe 8,

 

 

Die Fraktion DIE LINKE hat Popkulturpolitik aus der Taufe gehoben. Eine Veranstaltungsreihe, in der Kreative, KünstlerInnen, Experten aus Wissenschaft, Geschichte, Politik und Publizistik vor Publikum mit Abgeordneten der Bundestagsfraktion debattieren wollen. Im Grünen Salon der Berliner Volksbühne, einmal im Quartal, immer donnerstags. Zum Auftakt traf Kunst auf Politik.

 

 

Patin dieses ersten öffentlichen und lockeren Gesprächs war Sigrid Hupach. Sie gehört zu den Neuen in der Linksfraktion, kommt aus Thüringen und hat vor gut einem Jahr den Job der kulturpolitischen Sprecherin übernommen. Zuvor hatte sie unter anderem als freie Architektin gearbeitet und weiß nur zu gut, wie kompliziert das Leben für Kreative im marktwirtschaftlichen Getümmel sein kann. Popkulturpolitik, so sagt Sigrid Hupach, stünde für die jetzige Künstler- und Kreativgeneration. Für die vielen Freischaffenden, egal ob in der Musik, Bildenden Kunst, beim Film, Tanz und Theater. Gerade die jungen Kreativen werden nicht selten als „Zugpferd“ für Städte und Regionen benutzt, mit ihnen wirbt man, sie machen Orte attraktiv.

Aber haben sie auch etwas davon? Können sie von der Kunst leben? Investoren bieten niedrige Ateliermieten, zeitlich begrenzt, und hat die Kunstgarde das Viertel dann „aufgewertet“, beginnt in der Regel die Verdrängung. Und muss Kunst eigentlich gefördert werden? Verpflichtet das zu irgendetwas? Verstehen sich Künstlerinnen und Künstler als „kritisches Korrektiv“, mischen sie sich gesellschaftlich ein? Fragen über Fragen, die das Podium in der ersten Salondebatte klug, witzig, kritisch und mit erstaunlichen Projekten beantwortete.

Etwa Bernadette La Hengst. Sie stammt aus Hamburg, lebt in Berlin, ist Musikerin, kann davon nicht leben, macht deshalb auch Theater und Hörspiele. Sie arbeitet gern mit Laien. Mit Obdachlosen, mit Frauen, mit Leuten im Knast. Gerade inszeniert sie ein musikalisches Bühnenprojekt zum Thema Grundeinkommen. Sie sagt, sie „stolpert täglich über gesellschaftliche Probleme“, und gibt deshalb mit ihrer Kunst „Menschen eine Bühne, die man sonst so nicht sieht oder erlebt“. Dani Gal, Filmemacher aus Tel Aviv, erzählt von seinen Kunstauktionen für verwundete und Waisenkinder im Gazastreifen. Sven Holm, Gründer und Regisseur des Opernensembles Novoflot, zieht mit seiner aktuellen Inszenierung „T-House- Tour“ innerhalb von Berlin von Ort zu Ort. Michael Wertmüller komponiert neue klassische Musik, seine Uraufführungen fanden beim Lucern Festival, beim MaerzMusik-Festival und anderswo statt. Darüber hinaus ist er als Schlagzeuger in verschiedenen Jazzformationen zu erleben. Und Videokünstlerin Julia Lazarus von der Künstlerinitiative Haben und Brauchen streitet für eine angemessene Beteiligung der Künstler am Mehrwert, den die Kultur einer so großen Stadt wie Berlin bringt.

Kein Kunstprojekt, von dem an diesem Abend die Rede ist, gleicht dem anderen. Sie sind spannend, fantasievoll, berührend, einzigartig und aufwendig. Der Lohn für die Macher ist der Applaus des Publikums. Davon jedoch kann kein Künstler, keine Künstlerin leben. Und so war die einhellige Bitte an die Kulturpolitikerin am Ende eines langen Diskussionsabends: Mindestlohn auch für freie Künstler. Der nächste Popkulturpolitik-Salon der Fraktion DIE LINKE findet im ersten Quartal 2015 statt, wieder an einem Donnerstag, wieder im Grünen Salon.