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Die Kinder im Blick

Von Ulla Jelpke, erschienen in Lotta, Ausgabe 9,

Immer mehr Minderjährige sind ohne Eltern auf der Flucht. Die Fraktion DIE LINKE lud Experten zu einer Fachtagung ein, um eine parlamentarische Initiative gegen die Zwangsverteilung der Kinder auf den Weg zu bringen. Denn Zwangsverteilung sei die falsche Antwort, so Ulla Jelpke.

Noch nie kamen so viele minderjährige Flüchtlinge nach Deutschland wie im 2014. Offiziell waren es 4399 Kindern und Jugendlichen, das geht aus unserer Kleinen Anfrage an die Bundesregierung hervor. Fast ein Viertel der Flüchtlingskinder strandete in Bayern. Während erwachsene Asylsuchende nach einem festen Schlüssel auf die Länder verteilt werden, verbleiben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Kommune, in der sie den Behörden bekannt wurden. Der Freistaat verfolgt jetzt andere Lösung: Möglichst viele dieser Halbwüchsigen sollen in andere Bundesländer weitergeschickt werden. Das hätte schlimme Konsequenzen für die Kinder. Statt erst einmal zur Ruhe zu kommen und die weitere Perspektive in Deutschland klären zu können, sollen sie innerhalb der ersten Tage nach Ankunft quer durch die Republik verschickt werden. Fachleute laufen Sturm gegen diesen Vorschlag. Sie sehen den Handlungsbedarf woanders. So werden bereits jetzt 16-Jährige im Asylverfahren als „verfahrensmündig“ behandelt, das heißt, sie müssen Asylverfahren ohne Vormund bestreiten. Diese Altersgrenze muss – so unsere Forderung – auf 18 Jahre hochgesetzt werden. Die oft notwendige Festlegung des Alters sollte dabei mit ausreichender Sensibilität und keineswegs wie derzeit praktiziert mit zweifelhaften Methoden wie dem Röntgen der Handwurzeln erfolgen.
Ulla Jelpke – ist Mitglied im Arbeitskreis Demokratie, Recht und Gesellschaftsentwicklung