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Den Hip-Hop lila färben

erschienen in Lotta, Ausgabe 1,

In dem neuen Song »Purpleize HipHop« wollen Sie den Hip-Hop lila färben. Was bedeutet das genau?

Meine Musik ist queerfeministisch, anti­faschistisch und links. Ich will mit meinen Texten keine gängigen Geschlechter­klischees reproduzieren, die Frauen als Bitch – also als Schlampen beschreiben - und effiminierte – die sogenannten verweichlichten Männer - abwerten. Ich möchte die Musik nutzen, um Inhalte, die mir wichtig sind, nach außen zu tragen.
Es geht darum, Normen und Hierarchien anzugreifen, es geht um Selbstbestimmung in einem größtmöglichen Maße für alle Menschen, es geht um ein emanzipatorisches freiheitliches Leben.

Neben Ihrer Bühnenarbeit geben Sie auch Workshops zum Texteschreiben für Kinder und Jugendliche.

Die meisten sind in den gängigen Bildungseinrichtungen sehr an Repression und Doppelmoral gewöhnt. Ich versuche einfach Brücken zu bauen, Vertrauen zu ermöglichen. Ich will eine Atmosphäre, in der man offen miteinander reden kann. Ich komme ja selbst aus der Szene und weiß, welchen Rapper die Jugendlichen feiern, und bin nicht total geschockt über die Texte, die sie da hören. Ich möchte in den Schreibworkshops inhaltlich
was rocken, ohne ihnen heimlich eine sozialverträgliche Meinung unterzujubeln. Die Jugendlichen sollen nichts nachplappern, sie sollen lernen zu hinterfragen. Es sollte sowieso ein Schulfach ,Kritisches Denken‘ geben, wo so etwas  gelernt wird.

Ist es nicht auch ein Kampf gegen Windmühlenflügel, wenn man sich zum Beispiel das Mackertum in linken Zusammenhängen ansieht?

Ich glaube, da ändert sich gerade was. Viele Gruppen haben Antisexismus als Querschnittsaufgabe der antifaschistischen Aktion verstanden. Klar gibt  es immer mal wieder Leute, die sich mackermäßig verhalten, das ist ja auch das Thema des Lieds »Einige meiner besten Freunde sind Männer«.

Wie sieht Ihre Utopie von einer guten, einer queeren geschlechter­gerechten Welt aus?

Ich bin nicht so gut darin, das Große zu denken, sondern eher die kleinen Schrittchen zu feiern. Manche meinen dann zwar, wenn die Schritte der Kompromisse bedürfen, wäre das alles Reformismusgequatsche. Aber natürlich ist es wichtig, das Konzept der Funktionen anzugreifen, Staatsaffirmation ist überhaupt nicht mein Ding. Andererseits können wir halt nicht einfach mit den Fingern schnippen und schon haben wir unsere Revolution hin zu einem besseren Leben für alle.