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Altenpflegerin schlägt Alarm

erschienen in Klar, Ausgabe 43,

Christine Knabe arbeitet in der häuslichen Pflege. Seit fast zwanzig Jahren läuft sie Woche für Woche treppauf, treppab, versorgt in ihrer Schicht zwischen 25 und 30 Patientinnen und Patienten in deren Wohnungen in Berlin. Sie wechselt Verbände, versorgt Wunden, misst Blutdruck und Blutzucker, spritzt Insulin, reicht Medikamente, bereitet das Frühstück, kümmert sich um die Körperpflege.

Nicht immer alles bei allen Patienten. Ihre „abrechenbare Dienstleistung“ hängt von der jeweiligen Pflegestufe ab. Was sie nicht abrechnen kann, sei „Zeit und Zuwendung“ – das, was Pflege unbedingt braucht, aber „kein Pflegekatalog vorsieht“, sagt Christine Knabe. Die 54-jährige Berlinerin liebt ihren Beruf und hat viel dafür getan. Ein „Sehr gut“ steht auf ihrem Abschlusszeugnis als Krankenschwester. Es folgten Praxisjahre auf verschiedenen Klinikstationen, eine Weiterbildung für Suchtkranke, ein Studium der Sozialarbeit. Alles Aus- und Weiterbildungen, die Christine Knabe neben ihrer Arbeit und mit ihrer Familie absolvierte. Sie hat drei Kinder, die jüngste Tochter besucht das Gymnasium.

Christine Knabe will keinen anderen Beruf. Aber sie arbeitet am Limit, ist erschöpft und empört. Empört über die schlechte Bezahlung, über den Dauerstress. Darüber, dass „ambulante Pflegerinnen und Pfleger nicht gesehen werden und ihre Arbeit keine Anerkennung findet“.

Der Tag beginnt für Christine Knabe morgens gegen halb fünf. Als Erstes versorgt sie ihre pflegebedürftige Mutter. Dann weckt sie die Tochter. Danach fährt sie zu ihrer Frühschicht. Die beginnt beim ersten Patienten um 6 Uhr und endet beim letzten offiziell um 14 Uhr. Ihren Alltag als professionelle Pflegerin und pflegende Angehörige schilderte sie im vergangenen Jahr in einem Brief an Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diesen offenen Brief schickte sie auch an CDU, SPD, Grüne, FDP und DIE LINKE.

Christine Knabe wollte wissen: „Wo wird hörbar für uns gekämpft? Wo sind Maßnahmen, die uns Pflegende im Mittelpunkt sehen?“. Zum Gespräch eingeladen wurde Christine Knabe nur von der Fraktion DIE LINKE. Alle anderen antworteten nicht.

Auf ihrer Wunschliste – gerichtet an die Politik – stehen unter anderem ein monatliches Nettogehalt zwischen 2.500 und 3.000 Euro, eine Gehaltsstaffelung nach Qualifikation und Dienstjahren und die Genehmigung für ein straffreies Parken vor der Haustür der Patientin oder des Patienten. Das sind Forderungen, die im Interesse der Beschäftigten in der Pflege und der zu Pflegenden „nicht wieder auf die lange Regierungsbank geschoben werden sollten“.