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Wer Frauen in den Dörfern will, muss beide stärken

Pressemitteilung von Kirsten Tackmann,

Die agrar- und frauenpolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, Kirsten Tackmann, erklärt zum morgigen Weltlandfrauentag:

Am Welttag der Landfrauen wird nun schon zum 12. Mal die Lebenssituation von Frauen in ländlichen Räumen thematisiert. In Deutschland gibt es hier noch viel zu tun. Die regionalen Ungleichheiten beschränken vor allem Frauen in ihren Lebenschancen. Nur durch die Schaffung gleichwertiger und geschlechtergerechter Lebensverhältnisse sowohl im Stadt-Land- als auch Ost-West-Vergleich werden Dörfer gleichermaßen für Frauen und Männer zum attraktiven Lebensraum. Eine von der Fraktion DIE LINKE in Auftrag gegebene Expertise zur Gleichstellung von Frauen in den ländlichen Räumen thematisiert eine Vielzahl von Problemen von Landfrauen:

Die Beschäftigungsperspektiven sind schwierig. Sowohl im landwirtschaftlichen Sektor als auch im außerlandwirtschaftlichen Sektor ist attraktive und Existenz sichernde Erwerbsarbeit für Frauen rar. So hat mehr als die Hälfte aller auf dem Land lebenden Frauen ein weit unterdurchschnittliches Nettoeinkommen.

Beim Zugang zu wichtigen Einkommensressourcen auf dem Land gibt es für Frauen immer noch gravierende Nachteile. Während etwa in Österreich die Hälfte aller landwirtschaftlichen Betriebe von Frauen geleitet wird, sind es in Deutschland gerade einmal 9 Prozent. Dabei wird in der deutschen Landwirtschaft mehr als ein Drittel der landwirtschaftlichen Arbeitsleistung von Frauen erbracht, vorwiegend in Teilzeit.

An qualifizierten Ausbildungsmöglichkeiten mangelt es ebenso wie an entsprechenden Arbeitsplätzen. Von hoher Arbeitslosigkeit sind auf Grund des strukturellen Wandels vor allem ostdeutsche, ehemals in der Landwirtschaft tätige Frauen betroffen. Aber auch bundesweit bleiben Beschäftigungschancen im ländlichen Raum nahezu grundsätzlich jenen Frauen vorbehalten, die jung, gut ausgebildet, ungebunden und mobil sind.

Die Infrastruktur des ländlichen Raums hat in großen Teilen Deutschlands die Grenzen ihrer Tragfähigkeit erreicht. Die Konsequenzen des Infrastrukturabbaus spüren in erster Linie Frauen. Noch immer sind sie zum überwiegenden Teil für Versorgungs-, Pflege- und Familienarbeit verantwortlich und müssen somit die Defizite des öffentlichen Angebots auf Kosten eigener Interessenswahrnehmung kompensieren.

Auch bei der Gewährleistung von Mindeststandards in der (medizinischen) Grundversorgung gibt es in Teilen Deutschlands geschlechtsspezifische Benachteiligungen, also strukturelle Diskriminierung von Frauen.