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Verbote helfen nicht

Pressemitteilung von Lothar Bisky,

Zur Debatte um das Verbot so genannter „Killerspiele“ erklärt der medienpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE., Lothar Bisky:

Das gestrige Expertengespräch „Jugendmedienschutz und gewalthaltige Computerspiele“ im Unterausschuss Neue Medien hat gezeigt, dass Verbotsforderungen und alle Bestrebungen zur Verschärfung bestehender Gesetzesbestimmungen nicht Ziel führend sind.

Die Verbreitung solcher Spiele erfolgt in den allermeisten Fällen nicht über die Ladentheke, sondern über Peer-to-Peer-Tauschbörsen, Ankauf in Nachbarländern oder wie im Fall von America’s Army, einem von der US-Army produzierten und kostenlos verbreiteten „Killerspiel“, durch Download im Netz. Von den Verfechterinnen und Verfechtern eines Verbots wird daher in Konsequenz auch die Ausweitung der Überwachung des Internets mittels verdachtunabhängiger Kontrollen durch die „Cyber-Police“ (Beckstein) und das Eindringen von Polizei- und Nachrichtendiensten in Online-PCs gefordert.

Computerspiele müssen auch in ihrer gewalthaltigen Form als massenmediale Produkte der Alltags- und Populärkultur begriffen werden. Sie erfordern eine kulturelle Kontrolle durch die Gesellschaft. Kinder und Jugendliche müssen lernen, mit virtuellen Welten umzugehen und Risiken abzuschätzen. Die Bildung eines kritischen Verstandes und die Fähigkeit, Realität und Fiktion zu unterscheiden, ist unabdingbare Voraussetzung für eine moderne Medienpädagogik. Die natürlichen Orte dazu sind Kindergärten, Horte und Schulen. Die Vermittlung von Medienkompetenz gehört somit in die Ausbildungsinhalte von Erziehern, Lehrern und Sozialpädagogen. Sie bildet eine Schlüsselkompetenz für die Herausforderungen des digitalen Zeitalters.

Dabei ist sicher: Medienkompetenzprojekte, aber auch Beratungsangebote für Eltern, bedürfen der öffentlichen Finanzierung. Dazu muss die Spar- und Privatisierungspolitik im Bildungswesen aufgegeben und in einem erheblichen Maße zusätzliche öffentliche Gelder bereitgestellt werden.