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Ein Praktikum ist kein Ausbildungsplatz

Pressemitteilung von Nele Hirsch,

Zu den heutigen Beratungen des Bundeskabinetts zur Situation auf dem Ausbildungsmarkt erklärt die bildungspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion DIE LINKE., Nele Hirsch:

"In der Bundesrepublik fehlen in diesem Jahr rund 140.000 Ausbildungsplätze. Arbeitsminister Franz Müntefering hat hierzu heute dem Kabinett vorschlagen, 15.000 zusätzliche Praktikumsplätze als Einstiegsqualifizierung für Jugendliche einzurichten. Dies muss in den Ohren der Jugendlichen, die sich um Ausbildung beworben haben und jetzt auf der Straße stehen, wie Hohn klingen.

Die Bundesregierung muss außerdem zur Kenntnis nehmen: Sie hat mit den Einstiegsqualifizierungen ein Programm geschaffen, das sich an benachteiligte Jugendliche richten sollte, wegen der desolaten Lage auf dem Ausbildungsmarkt aber vor allem von Jugendlichen mit mittlerer Reife oder Abitur wahrgenommen wird. Das Praktikum droht damit zu einer regelhaften Voraussetzung für die Bewerbung um einen Ausbildungsplatz zu werden. Die Bundesregierung will mit den Einstiegsqualifizierungen dem Anliegen der Arbeitgeber nachkommen, Jugendliche erstmal "auszuprobieren". Staatssekretär Gerd Andres stellte in der vergangenen Woche im Bundestag klar, dass er dies "nicht für verwerflich" halte.
Eine solche als Einstiegsqualifizierung getarnte "Probephase" ohne Ausbildungsvertrag, lediglich mit einem Taschengeld vergütet und ohne klare Perspektive ist den Jugendlichen gegenüber unzumutbar und wird von der Fraktion DIE LINKE. vehement zurückgewiesen.

Das Problem auf dem Ausbildungsmarkt sind nicht die Jugendlichen, sondern fehlende Ausbildungsplätze. Diese können durch Warteschleifen wie Berufsvorbereitungsjahre und Praktika nicht ersetzt werden. Stattdessen müssen die Arbeitgeber in die Pflicht genommen werden, tatsächlich mehr Ausbildungsplätze zu schaffen. Die Fraktion DIE LINKE. hat hierzu einen Antrag zur Einführung einer Ausbildungsplatzumlage durch eine Änderung des Berufsbildungsgesetztes vorgelegt, der im Oktober im Bundestag behandelt wird."